HESAdventskalender – 15.12.2021

Heute noch ein kleiner Nachschlag zum gestrigen Tür´chen über den PD DRESDEN. Wir wurden per Mail angefragt, ob wir etwas zum Großbrand 1946 und den damit verbundenen Gerüchten sagen können…
cropped-1930um-PD-DRESDEN-auf-Abendfahrt-am-Anleger-Kurort-Rathen-OrigFoto-SammlABilz.jpgGemäß den archivarisch nachprüfbaren Fakten geht das Feuer auf die Unachtsamkeit der Küchenangestellten Käte Z. zurück. Diese war am Abend des 18.06.1946 mit 6 weiteren Besatzungsmitgliedern an Bord des Dampfers DRESDEN. In der Mädchenkajüte, welche sie mit einer weiteren Küchenhilfe teilte, entzündete sie zwei sog. Bunkerlichte und stellte diese auf einem Reisekorb ab. Da kurz vor 22:00 Uhr noch Besuch für sie erschien, verließ sie die Kajüte wieder. Wenige Minuten später wurde die nun brennende Kajüte bemerkt und die teilweise bereits schlafende Besatzung mit lauten „Feuer, Feuer“-Rufen geweckt. Umgehend begann man mit Löscharbeiten, konnte aber der rasanten Ausbreitung des Brandes nichts entgegensetzen. Lediglich das Übergreifen der Flammen auf die neben dem Schiff liegenden PD LÖSSNITZ und PD MEISSEN konnte verhindert werden. Die gegen 23:00 Uhr am Hafen Loschwitz eintreffende Feuerwehr löschte das Feuer. Käte Z. wurde im Nachgang wegen Fahrlässigkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt (die Info dazu ist nicht gesichert).
8r7b-g4Soweit die Dokumente. Und dennoch hält sich seit damals der zweite Teil der Geschichte hartnäckig im Gedächtnis der Dresdner fest, auch wenn dieser hoch spekulativ und in keiner Weise zu belegen ist: Das Feuer wurde absichtlich durch Brandstiftung gelegt, damit der PD DRESDEN nicht als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert werden konnte. Dazu muss man wissen, dass bereits für den 25.06. (also nur eine Woche nach dem Brand) im Vorfeld eine Besichtigung aller fahrfähigen Dampfschiffe der Weißen Flotte durch die sowj. Militäradministration geplant war. Gemäß Potsdamer Konferenz war jedes Land dazu berechtigt, aus seiner Zone Reparationen zu entnehmen „…soweit sie für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig sind…“. Bekanntermaßen wurde dies durch die sowj. Besatzungsmacht sehr weitreichend angewandt. War also der Termin vorher der Besatzung bereits mitgeteilt worden? Und wenn ja, wer wusste von den Plänen und wer ging das Wagnis ein und riskierte eine u. U. sehr hohe Strafe für sein Handeln? Dies alles klingt doch sehr unwahrscheinlich und lässt sich natürlich heute nicht mehr abschließend klären.
1946 PD DRESDEN - Verholt an die Werft Laubegast - Foto Erich HellerDer Besichtigungstermin der sowj. Administration wurde übrigens nach dem Feuer nochmals auf den 3. Juli 1946 verschoben und endete mit der Beschlagnahme und dem Abtransport von 6 Personendampfern (die 6 jüngsten und modernsten der damaligen Flotte!). Dieses Schicksal blieb, aus welchem Grund auch immer, dem PD DRESDEN erspart.
1935um KÖNIGSTEIN und LAUBEGAST Pillnitz DF_m_0003014