Die oszillierende Zwillingsmaschine

Diesbar-Maschine

Die oszillierende Zwillingsmaschine besteht aus einem Ober- und Unterframen, der mittels acht Framensäulen und beidseitig seitlich mit je einem Framenkreuz zur Stabilisierung gehalten wird. Im Unterframen sind die beiden Dampfzylinder gleicher Größe gelagert. In der Mitte ist die Kondensatpumpe angeordnet, in der der Restdampf aus den Zylindern mit kaltem Flusswasser vermischt wird, und dadurch eine Leistungserhöhung durch das entstandene Vakuum erzielt wird. Die verschiedenen Hersteller der Maschinen ordneten die Pumpe unterschiedlich an, zum einen gibt es die mittig sitzende Anordnung, zum anderen die nach hinten versetzte, schräg ziehende Kondensatpumpe. Auf dem Oberframen sind die vier Wellenlager für die Kurbelwelle angebracht. Diese Welle ist in drei Teile gegliedert: die zwei Seitenwellen und die Mittelwelle. Verbunden hatte man die Wellen mit einem Schleppkurbelzapfen, der mit der Kurbelwangen der Mittelwelle konisch verschraubt ist und in der Kurbelwange der Seitenwelle jeweils lose befestigt ist. Diese mit einer sehr geringen Toleranz versehene Verbindung wird mit Fett geschmiert. Auf der Mittelwelle ist für jeden Zylinder einzeln ein Exzenter angebracht, der lose auf der Welle sitzt und nur durch einen Mitnehmer im Lauf begrenzt ist. Durch ein angeschraubtes Gegengewicht ist ein Anschlag am Mitnehmer geschaffen, der die Steuerzeit zum Einströmen des Dampfes auf Voraus bzw. Rückwärts festlegt. Der Exzenter hat nach unten eine Stange, die an einer Kulisse befestigt ist. In dieser Kulisse wird der Weg der Schwinge eingegrenzt, die an jedem einzelnen Zylinder den Arbeitsweg der Schieberstange zum Bewegen des Schiebers für die Steuerung des Dampfein- und Auslasses bestimmt. Eine Drosselklappe, oder später ein Dampfregler für jede Seite, geben den nötigen Dampf in den Schieberkasten eines jeden Zylinders. Die Umsteuerung dieser Maschine geschieht beidseitig mit je einem langen Hebel und einer Ausklinkstange für den Exzenter. Die Bedienung dieser Maschinen bedarf vieler Handgriffe und macht sie deshalb schwierig. In der Zeit von 1889 bis 1894 erbaute die Schiffswerft Dresden-Blasewitz erstmals in Eigenregie für acht neue Dampfschiffe einer Bauserie je eine Maschine von diesem Typ. Nur den Rohguß und größere Schmiedeteile lieferten Fremdhersteller. Zu dieser Zeit hielt die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft sehr konservativ an der alten Dampftechnik bei – es wurde mit der äußerst zuverlässigen Manövrierfähigkeit der Maschinen begründet, was man bis 1894 in Kauf nahm. Bis dahin gab es seit 1873 schon fünf modernere oszillierende Verbundmaschinen der Hersteller Escher/Wyss, Zürich und Ruston, Prag. Ein Dampfer aus der Blasewitzer Neubauserie verkehrt heute noch, es ist der Dampfer „KRIPPEN“, 1892 erbaut.

Die Dampfmaschine des schon 1884 erbauten Schwesterschiffes „DIESBAR“, stellt heute die Älteste (in Teilen) erhaltene und funktionstüchtige europäische Schiffsdampfmaschine dar. Sie ist ein erhalten gebliebenes Beispiel des hochentwickelten englischen Maschinenbaues in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie dürfte der einzig erhaltene betriebsfähige Zeuge aus der Penn’schen Dampfmaschinenfabrik sein. Die Maschine stammt aus dem 1841 erbauten Dampfer „BOHEMIA“ und war noch in einem weiteren Dampfer eingesetzt. Die Kurbelwelle trägt die Inschrift „KRUPP BEI ESSEN 1853 – GUSSSTAHL 10 JAHRE GARANTIE“. Der Dampfer stellt mit seiner gesamten Originalität und der Kohlefeuerung eine Besonderheit dar.
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