Heute noch ein kleiner Nachschlag zum gestrigen Tür´chen über den PD DRESDEN. Wir wurden per Mail angefragt, ob wir etwas zum Großbrand 1946 und den damit verbundenen Gerüchten sagen können…
Gemäß den archivarisch nachprüfbaren Fakten geht das Feuer auf die Unachtsamkeit der Küchenangestellten Käte Z. zurück. Diese war am Abend des 18.06.1946 mit 6 weiteren Besatzungsmitgliedern an Bord des Dampfers DRESDEN. In der Mädchenkajüte, welche sie mit einer weiteren Küchenhilfe teilte, entzündete sie zwei sog. Bunkerlichte und stellte diese auf einem Reisekorb ab. Da kurz vor 22:00 Uhr noch Besuch für sie erschien, verließ sie die Kajüte wieder. Wenige Minuten später wurde die nun brennende Kajüte bemerkt und die teilweise bereits schlafende Besatzung mit lauten „Feuer, Feuer“-Rufen geweckt. Umgehend begann man mit Löscharbeiten, konnte aber der rasanten Ausbreitung des Brandes nichts entgegensetzen. Lediglich das Übergreifen der Flammen auf die neben dem Schiff liegenden PD LÖSSNITZ und PD MEISSEN konnte verhindert werden. Die gegen 23:00 Uhr am Hafen Loschwitz eintreffende Feuerwehr löschte das Feuer. Käte Z. wurde im Nachgang wegen Fahrlässigkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt (die Info dazu ist nicht gesichert).
Soweit die Dokumente. Und dennoch hält sich seit damals der zweite Teil der Geschichte hartnäckig im Gedächtnis der Dresdner fest, auch wenn dieser hoch spekulativ und in keiner Weise zu belegen ist: Das Feuer wurde absichtlich durch Brandstiftung gelegt, damit der PD DRESDEN nicht als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert werden konnte. Dazu muss man wissen, dass bereits für den 25.06. (also nur eine Woche nach dem Brand) im Vorfeld eine Besichtigung aller fahrfähigen Dampfschiffe der Weißen Flotte durch die sowj. Militäradministration geplant war. Gemäß Potsdamer Konferenz war jedes Land dazu berechtigt, aus seiner Zone Reparationen zu entnehmen „…soweit sie für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig sind…“. Bekanntermaßen wurde dies durch die sowj. Besatzungsmacht sehr weitreichend angewandt. War also der Termin vorher der Besatzung bereits mitgeteilt worden? Und wenn ja, wer wusste von den Plänen und wer ging das Wagnis ein und riskierte eine u. U. sehr hohe Strafe für sein Handeln? Dies alles klingt doch sehr unwahrscheinlich und lässt sich natürlich heute nicht mehr abschließend klären.
Der Besichtigungstermin der sowj. Administration wurde übrigens nach dem Feuer nochmals auf den 3. Juli 1946 verschoben und endete mit der Beschlagnahme und dem Abtransport von 6 Personendampfern (die 6 jüngsten und modernsten der damaligen Flotte!). Dieses Schicksal blieb, aus welchem Grund auch immer, dem PD DRESDEN erspart.
Archiv der Kategorie: Allgemein
HESAdventskalender – 14.12.2021
Und damit zur bestimmt schon lang ersehnten Auflösung unseres ersten Wochenendrätsels – es war natürlich der PD DRESDEN gesucht!
Vielen Dank für die zahlreichen Mails, aus denen unsere hauseigene Fortuna
Herrn Sebastian Greger
als ersten Wochengewinner gezogen hat. Unseren Glückwunsch!
Doch nun zum PD DRESDEN, welcher am 2. Juli diesen Jahres bereits seinen 95. Geburtstag beging. Anlass für uns mal einen Blick ins „Familienalbum“ zuwerfen.
Gebaut wurde das Schiff 1926 auf der Werft der Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrtsgesellschaft in Dresden-Laubegast. Mit seiner Größe, den großen Panoramafenstern und Salons stellte das Schiff einen völlig neuen Typ, angelehnt an die großen Raddampfer des Rheins, dar. Auch besaß es einen komplett weißen Anstrich – zur damaligen Zeit noch ein absolutes Novum. Als Antrieb dient bis heute eine liegende Zweizylinder-Verbunddampfmaschine mit 300 PS Leistung – erbaut von der Maschinenfabrik und Schiffswerft in Übigau.
Bereits in den ersten Betriebsjahren erfreute sich das neue Schiff großer Beliebtheit. Es wurde vorrangig auf der Strecke Dresden – Herrnskretschen sowie für Konzert- und Abendfahrten eingesetzt.
In den Zeiten des 2. Weltkrieges wurde der PD DRESDEN hauptsächlich für Ausflugsfahrten genesender Soldaten und Lazarettfahrten eingesetzt. Zwar mit einem fleckigen Tarnsanstrich versehen aber dennoch unbeschadet überstand das Schiff so die Kriegswirren und war 1945 im Hafen Loschwittz abgestellt.
Dort ereignete sich dann im Juni 1946 ein Unglück, welches beinahe das Ende für den Dampfer bedeutete. Durch die Unachtsamkeit eines Küchenmädchens, welche eine Ankerlaterne unbeaufsichtigt in ihrer Kabine entzündet hatte, kam das gesamt Schiff in Brand. Der Schaden war immens – ein Wiederaufbau lange Zeit ungewiss.
Erst 1948 ergeht der Beschluss zum Wiederaufbau und am 7.7.1949 erfolgt die feierliche, zweite Jungfernfahrt.
Zu DDR-Zeiten war PD DRESDEN ein wichtiger Leistungsträger im Fahrgastverkehr, diente als Flaggschiff aber auch immer für besondere Repräsentationsfahrten. So reiste 1982 der koreanische Präsident Kim Il Sung an Bord durch die sächs. Schweiz. 1989 gar durfte das Schiff anlösslich des Hamburger Hafengeburtstages in die Partnerstadt der Stadt Dresden fahren und diente dort als Ausstellungsschiff und schwimmendes Restaurant.
Durch die Übernahme der Weißen Flotte Dresden und Gründung der Sächsischen Dampfschiffahrt im Jahr 1993 wurden 8 Raddampfer komplett rekonstruiert und teilweise mit neuen Kesseln ausgestattet.
Auch unser PD DRESDEN wurde umfassend saniert und als 1. Schiff zu Pfingsten am 27.05.1993 wieder in Dienst gestellt.
Wünschen wir dem Schiff und seiner Besatzung allzeit gute Fahrt für die nächsten
95 Betriebsjahre auf der Oberelbe!
Adventstür´chen 08.12. 2023
Wussten Sie schon…
dass der PD KURORT RATHEN die vermutlich älteste Schiffsglocke der Sächsischen Dampferflotte besitzt?
Die Glocke stammt aus dem Jahr 1863 und soll sich, so die Überlieferung durch einen alten Kapitän, seit 1946 an Bord befinden. Sie wurde vom ehemaligen PD LOSCHWITZ (Bj. 1899) vor dessen Abtransport als Reparationsleistung in die damalige Sowjetunion geborgen.
Ursprünglich angefertigt wurde sie vermutlich für den PD RAUDNITZ (Bj. 1865), welcher in seiner Einsatzzeit bis 1893 auch als PD BASTEI in Fahrt war und der damit den Namensvorgänger unseres heutigen PD KURORT RATHEN (Bj. 1896) darstellt.
Ein spannendes Detail der Zeitgeschichte.
HESAdventskalender – 08.12.2021
Wussten Sie schon…
Dass auch in diesem Jahr drei Raddampfer der Weissen Flotte Dresden einen halbrunden Geburtstag feiern konnten?
Einer davon ist der PD KURORT RATHEN, welcher am 2. Mai seinen bereits 125. Geburtstag beging. Anlass für uns mal einen Blick ins „Familienalbum“ zuwerfen.Gebaut wurde das Schiff 1895/96 auf der hauseigenen Werft der Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrtsgesellschaft in Dresden-Blasewitz. Nach einer erfolgreichen Probefahrt am Vortag wurde es am 02.05.1896 offiziell übergeben und erhielt den Namen BASTEI. Als Antrieb diente eine im gleichen Jahr von der KETTE-Werft in Übigau erbaute Verbunddampfmaschine mit 140 PS, welche bis heute treu ihren Dienst erfüllt.
Als sog. Glattdeckdampfer war das Schiff ohne größere Veränderungen über dreißig Jahre auf der gesamten Elbstrecke zwischen Mühlberg und Leitmeritz in Fahrt. Einzig 1912 wurde als „Modernisierung“ eine elektrische Anlage nebst Dampfturbine zur Stromerzeugung eingebaut. Die Petroleumlampen, bis dahin einzige Lichtquelle an Bord, hatten ausgedient.
Erst zwischen 1926 und 28 sollte der echte Fortschritt an Bord Einzug halten. Es wurde eine Dampfsteuermaschine nebst Steuerhaus installiert. Ebenso erfolgte dahinter der Aufbau eines Oberdecks, die Gäste konnten nun also auch „oben“ Platz nehmen, und ab 1928 erhielt der BASTEI seinen weißen Anstrich.
Die Kriegsjahre überstand das Schiff unbeschadet und einsatzfähig, allerdings sollte es noch bis 1949 seinen Tarnanstrich behalten. Die Notwendigkeiten der damaligen Zeit waren eben anders gelagert.
1956 erhielt der Dampfer seinen neuen Namen KURORT RATHEN, welcher bis heute Bestand hat.
Auch in DDR-Zeiten wurden fortwährend Modernisierungen und Instandhaltungen am Schiff und an der Maschine durchgeführt, auch wenn diese mit der Zeit zunehmend schwieriger wurden.
1990 war der nun fast 100jährige Kessel nicht mehr zu reparieren. Das Schiff wurde stillgelegt mit ungewisser Zukunft abgestellt.
Allerdings kam dann glücklicherweise alles anders. Durch die Übernahme der Weißen Flotte Dresden und Gründung der Sächsischen Dampfschiffahrt wurden 8 Raddampfer komplett rekonstruiert und teilweise mit neuen Kesseln ausgestattet. Das zweite Leben unserer KURORT RATHEN begann.
Wünschen wir dem Schiff allzeit gute Fahrt für die nächsten 125 Jahre auf der Oberelbe!
HES-Advent 05.12.2021 – Das Wochenendrätsel Nr. 1
Herzlich Willkommen zum 1. Wochenendrätsel des Jahres 2021!
Zugegeben, wir starten mit etwas ganz einfachem und suchen den Namen des hier abgebildeten Personendampfers.
Kleine Hilfestellung gefällig?
Er hat ein Schwesterschiff und einen sozialistischen Zwilling.
Er durfte zu DDR-Zeiten sogar „in den Westen“ dampfen.
Er hat seinen Namen nie gewechselt, nur für Filmaufnahmen hieß er mal einige Tage WELTFRIEDEN.
Ihre Lösung senden Sie bitte bis Donnerstag, den 09.12. an
advent@historikerkreis-elbeschiffahrt.de
Zu gewinnen gibt es traditionell unseren liebevoll gestalteten Dampfschiff-Kalender für´s kommende Jahr – den Gewinner geben wir natürlich hier bekannt
und informieren per Mail!
Mitmachen darf jeder – egal ob jung oder alt!
Bei mehreren, gleichen Antworten entscheidet das Los.
HESAdventskalender – 02.12.2021
Wussten Sie schon…
das auf der Werft Laubegast nicht nur zwei Raddampfer der Sächsischen Flotte sowie alle Fähren der Oberelbe entstanden sind, sondern dort auch ein Fahrgastschiff für eine Saale-Talsperre gebaut wurde?
Das MS GERA wurde 1976 von den dortigen Kollegen auf Basis der Projektunterlagen des MS STRANDBAD FERCH der Weißen Flotte Potsdam projektiert und gebaut
(Stapellauf 07.09.1976) – ein eindrucksvolles Zeichen für die Leistungsfähigkeit der Werft! Und mit 40,52 Metern Länge und 6,22 Metern Breite auch nicht gerade ein kleines Schiff.
Doch wie kam der „Dampfer“ dann in seinen neuen Heimathafen Saalburg an der thüringischen Bleilochtalsperre?
Mit eigener Kraft fuhr die GERA die Elbe stromab bis zur Saalemündung, dann die Saale stromauf bis zur Werft Mukrena in Alsleben. Dort wurde dann das Schiff mit Hilfe von zwei Kränen auf einen Tieflader gesetzt und über die Autobahn und diverse Landstraßen zur Talsperre verbracht.
In Fahrt ist das Schiff bis zum heutigen Tag, um den Besuchern des „Thüringer Meeres“ die landschaftliche Schönheit dieser Landschaft näher zu bringen. Übrigens bietet die Reederei auch 3-tägige Kreuzfahrten (mit dem wohl kleinsten Kreuzfahrtschiff Deutschlands) an.
Adventstür´chen 19.12.2023
Was wäre die Dresdner Raddampferflotte ohne ihre Fahrgäste! Natürlich gehören dazu, neben den alltäglichen Touristen und Wandersleuten, auch ab und an Prominente aus Politik und Zeitgeschehen. Natürlich muss man dabei unterscheiden, ob es sich um eine organisierte Sonderfahrt im Rahmen eines Staatsbesuches, einer andersartigen, offiziellen Veranstaltung oder um ein rein privates Vergnügen handelte. Unsere kleine Liste erhebt daher keinerlei Anspruch auf Vollzähligkeit!
25.08.1897 – der König von Siam fährt mit dem sächsischen König an Bord des Dampfers HOHENZOLLERN nach Meißen
17.06.1901 – PD HABSBURG nimmt mit zwei weiteren Dresdner Schiffen an der sog. Kaiserfahrt in Aussig teil. An Bord findet dabei für Kaiser Franz Josef ein Empfang statt
20.09.1909 – Kaiser Wilhelm II. reist an Bord des gleichnamigen Schiffes zusammen mit dem sächs. König Friedrich August III. nach Meißen
1912 fuhr Karl Liebknecht mit seiner Familie an Bord des PD JOHN PENN in die Sächsische Schweiz
05. Mai 1936 – Reichskanzler Adolf Hitler fährt mit dem MS VON HINDENBURG in die Sächsische Schweiz
03. Juni 1984 – der koreanische Präsident Kim Il Sung fährt im Rahmen seines Staatsbesuches mit dem PD DRESDEN. Er ist vom Schiff derartig begeistert, dass er später in Pjöngjang eine Kopie davon bauen lässt
2002 – Bundeskanzler Schröder trifft sich an Bord mit Russlands Präsident Putin
18.05.2009 – Schlagersänger Wolfgang Lippert weilt für Dreharbeiten an Bord des
PD MEISSEN
01.09.2010 – Bundespräsident Wulff besucht mit einer Delegation Dresden und nutzt dabei den PD KRIPPEN für eine Fahrt von Loschwitz nach Pillnitz
22.08.2011 – die bei den Zwingerfestspielen engagierte Künstlerin Hella von Sinnen nutzt die freie Zeit für eine Fahrt mit dem PD STADT WEHLEN
September 2012 – Bundespräsident Gauck fährt gemeinam mit 200 Diplomaten mit dem PD LEIPZIG nach Meißen, um das dortige St. Afra Gymnasium zu besuchen
27.04.2014 – Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel fährt im Kreis ihrer Familie von Kurort Rathen nach Königstein (PD PILLNITZ)
12.06.2019 – Till Lindemann, Sänger der Band Rammstein, fährt privat mit dem
PD PILLNITZ nach Pillnitz
14.08.2020 – Dreharbeiten an Bord des PD STADT WEHLEN mit Schlagersänger Olaf Berger
HESAdvent – 21.12.2020 * Unser Wochenrätsel
Nach einer leichten und einer schweren Aufgabe haben wir heute eine nicht ganz ernst gemeinte Frage für Sie…
Der letzte, kohlebefeuerte Schaufelraddampfer der Flotte, der PD DIESBAR, steht heute im Mittelpunkt unserer Schätzfrage. Schätzen Sie mal, wie viele Schaufeln an Bord des Schiffes zu finden sind.
Wer am nächsten dran ist bekommt unseren Kalender für 2021.
Ihre Lösung senden Sie bitte an
advent@historikerkreis-elbeschiffahrt.de
Zu gewinnen gibt es einen liebevoll gestalteten Dampfschiff-Kalender für´s kommende Jahr – den Gewinner geben wir natürlich hier bekannt und informieren per Mail!
Bei mehreren, gleichen Antworten entscheidet das Los.
HESAdvent 22.12.2020 – Die SBDG im II. Weltkrieg – Eine Chronologie der Kriegsjahre (Teil 4-Ende)
DAS JAHR 1945
Für die SBDG war es ein Glücksumstand, dass es bis zum Ende des Krieges am
8.Mai 1945 im sächsisch – böhmischen Elbtal nicht mehr zu terrestrischen Kampfhandlungen mit der von Nordosten anrückenden Roten Armee kam.
Die Bombardierungen Dresdens vom 13. – 15.Februar bedingten den Soforteinsatz des „Lazarettdampfers“ LEIPZIG zur Evakuierung Verletzter und Obdachloser aus Krankenhäusern und Altersheimen. Dabei oblag dem gemassregelten Betriebsinspektor Emil Pötschke die Einsatzkoordination der eilig in Betrieb gesetzten Dampfer. Evakuierungsfahrten führten das Schiff bis nach Aussig (19.02.1945). Kleine, geschichtliche Anmerkung: Auch der tschechische Autor Josef Skupa, „Erfinder“ der beiden Puppenfiguren Spejbl & Hurvinek (1930) erreichte an Bord des PD LEIPZIG gemeinsam mit zwei Landsleuten auf diese Weise seine Heimat. Er war 1944 zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden und nutzte die Zerstörung des Dresdner Gefängnisses Mathildenstraße zur Flucht.
Beim Tagesangriff am 2.März schlug eine Sprengbombe neben dem Heck des an seinem Liegeort Kleinzschachwitz befindlichen Dampfers LEIPZIG ein und brachte ihn ohne Brandschaden, aber nun verwendungsunfähig, zum Sinken.
Weitere Luftangriffe im März und April auf Dresden und seine Vororte brachten auch dem als Küchenschiff im Hafen Pieschen liegenden PD HERRNSKRETSCHEN den Untergang.
Aus den Arbeitszeitnachweisen März/April von 13 Kapitänen sind deren Dienste nachträglich ersichtlich. Sie führten u.a. Zubringerfahrten von Arbeitskräften einiger städt. Rüstungsbetriebe aus. Neben Munitionstransporten und Truppenverlagerungen deutscher Soldaten nach Aussig und Leitmeritz fuhr auch eine Einheit der auf deutscher Seite kämpfenden, ukrainischen Armee des Generals A.Wlassow nach Bodenbach. Dies geschah mit dem PD KRIPPEN unter Kpt. Stelle. Ab Bodenbach versuchte sich die Gruppe über Hohen Schneeberg und Erzgebirgkamm zur Amerikanischen Armee durchzuschlagen und so vor der Roten Armee zu retten.
Die Bombardierung der Brücke Pirna am 19.April sperrte die durchgehende Schiffahrt nach Böhmen, da allerdings auf beiden Abschnitten Dampfer verblieben konnte weiterhin gefahren werden.
Zwischen 5.und 7.Mai evakuierten PD MEISSEN und PD KRIPPEN das Krankenhaus Aussig und brachten eine Reihe Patienten nach Bad Schandau. Der PD KRIPPEN erhielt danach von der Betriebsleitung die Weisung, sich unter Bewachung an der Ziegelscheune abzustellen.
Am 7.Mai sprengten „Durchhaltekrieger“ (SS oder HJ oder Volkssturm) das Vorderschiff des an der Werft Laubegast liegenden PD RIESA, so dass auch dieser sank.
Mit Kriegsende wurde auch der Verkehr der noch im Einsatz befindlichen Schiffe stillgelegt. Doch bereits am 24. Mai 1945 wurden die Fahrten auf einzelnen Teilstrecken wieder aufgenommen. Für die im Dresdner Stadtgebiet zerstörten Elbbrücken wurde der PD DIESBAR in Höhe Diakonoissenkrankenhaus als Elbfähre eingesetzt.
Adventstür´chen 15.12.2023
Das zum Ende des 2. Weltkrieges hin Dresdner Raddampfer als sog. Versorgungsschiffe der Dresdner Bevölkerung ihren Einsatz fanden (PD HERRNSKRETSCHEN stationiert im Hafen Pieschen und PD LÖSSNITZ mobil als „Versorger“ des Lazarettschiffes PD LEIPZIG) ist bei einigen, älteren Dresdnern noch bekannt.
Weniger bekannt ist dagegen die Existens eines dritten Versorgungsschiffes stationär in Dresden-Tolkewitz. Es handelte sich dabei um den PD KARLSTEIN der Prager Dampfschiffahrtsgesellschaft, welchen man dazu angemietet hatte.
Der Dampfer war wenige Jahre zuvor (1938) auf der Werft in Aussig erbaut und als
PD ANTONIN SVEHLA in Dienst gestellt worden.
Das Schiff lag, auf Luftaufnahmen der Alliierten gut ersichtlich, wenige Meter stromab der Mündung des Niedersedlitzer Flutgrabens. Die Versorgung übernahm die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV. Wie der Aussage eines Zeitzeugen aber zu entnehmen ist blieb man oft hungrig zurück, da die provisorisch über die Elbwiesen (vom Wasserwerk Tolkewitz aus) verlegte Wasserleitung eingefroren war und man nicht kochen konnte.
Leider ist nichts weiteres über den genauen Einsatzzeitraum bekannt. Auf alle Fälle muss dieser vor dem 19.04.1945 beendet worden sein, denn an diesem Tag wurde die Elbbrücke in Pirna durch Luftangriffe stark beschädigt, was ein passieren durch Schiffahrt unmöglich gemacht hatte. Auch wurde überliefert, dass das Schiff wegen eines Schadens am Schaufelrad nur mit Schlepperhilfe nach Böhmen zurück gebracht werden konnte.
Sollte am Ende der rückseitig auf dem Foto vermerkte 15.03. gar der letzte Einsatztag gewesen sein? Sind die am Ufer aufgetürmten Kanister und Dosen ein Indiz für das finale Ausräumen? Und gehören die beiden Schornsteine mit tschechischem National im Hintergrund am Ende gar zu dem heimbringenden Schlepper?
Die Antworten auf diese Fragen wissen nur Lis´l und der oder die von ihm Bedachte…
Den PD KARLSTEIN aber können sie noch heute, letztmalig 1994 umbenannt in
PD VYSEHRAD, in Prag erleben. Derzeit zwar nicht mehr im Fahrteinsatz aber als schwimmendes Restaurant am Moldauufer.