Heute möchten wir Sie in die Geschichte der Radkastenspiegel entführen, denn diese sind nicht nur dafür da um den Schiffsnamen anzuzeigen, sondern sind oftmals auch kleine Kunstwerke aus Grafik und Heraldik. Betrachten wir dies am Beispiel des Flottenältesten, dem PD STADT WEHLEN.
Zu seiner Indienststellung als PD DRESDEN im Jahr 1879 trug das Schiff, wie damals üblich, lediglich seinen Namen in großen Buchstaben am Radkasten.
Um 1895 wurde dies dann schon etwas schmuckvoller. Der Name wurde nun halbrund über einem Dresden-Wappen mit Rankenwerk gemalt.
1926 übergab das Schiff seinen Namen an den Neubau-Dampfer DRESDEN und hieß fortan PD MÜHLBERG. Der Name blieb halbrund angeordnet über dem Mühlberger Stadtwappen.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges fiel das Wappen weg und das Schiff war mit einem Strahlenkranz in Fahrt, welcher erst 1948 wieder verschwand.
Der Dampfer hatte 1950 ein Oberdeck erhalten – am Radkasten nun ein ausschweifendes Stadtwappen mit üppigem Rankenwerk, welches die Maler der Werft in Laubegast hier aufgebracht hatten.
1962 wurde das Schiff wiederum umbenannt – jetzt hieß es STADT WEHLEN. Der Name prangt in großen, modern wirkenden Buchstaben unter einem schlichten Wehlener Wappen. Der durchgehende Strich war offenbar eine Mode der damaligen Zeit – trugen in doch auch andere PDs der Weißen Flotte wie zum Beispiel PD DIESBAR oder PD MEISSEN.
Später wurde es dann wieder etwas geschmackvoller. Der Schiffsname waagerecht mit grauem Schatten, darüber ein Trennstrich und darüber das Stadtwappen von Stadt Wehlen. Diese Form mit kleineren Änderungen blieb bis 1989 bestehen.
1989 sollte der PD STADT WEHLEN einen neuen Radkastenspiegel bekommen, welcher in zweifacher Hinsicht neuartig war: Erstens war neben dem Wehlener Wappen wieder Rankenwerk zu sehen. Weiterhin hatte man links und rechts „1879“ und „1989“ aufgemalt, um an das hohe Alter des Schiffes zu erinnern. Und zweitens: Das Wappen befand sich auf einer Tafel, welche auf den Radkasten aufgeschraubt war. So konnte man diese abnehmen und den Radkasten zum Beispiel neu streichen, ohne jedes Mal komplett alles erneuern zu müssen.
Am Schiff verblieb diese Beschriftung bis 1993, wobei das Wappen bereits 1992 verschwand – das Schiff war bis zu seiner Rekonstruktion nur mit seinem Namen in Fahrt.
Nach der umfassenden Rekonstruktion 1993/94 erhielt der PD STADT WEHLEN seinen bis heute aktuellen Radkastenspiegel mit Wappen, Rankenwerk und halbrundem Schiffsnamen. Alles ist übrigens nach wie vor auf zwei Tafeln aufgemalt, welche im Winter oder bei Bedarf abgenommen und so besser geschützt werden können.