DAS JAHR 1945
Für die SBDG war es ein Glücksumstand, dass es bis zum Ende des Krieges am
8.Mai 1945 im sächsisch – böhmischen Elbtal nicht mehr zu terrestrischen Kampfhandlungen mit der von Nordosten anrückenden Roten Armee kam.

Februar 1945 – Vor der noch immer brennenden Stadt sind zwei Personendampfer zu sehen
Die Bombardierungen Dresdens vom 13. – 15.Februar bedingten den Soforteinsatz des „Lazarettdampfers“ LEIPZIG zur Evakuierung Verletzter und Obdachloser aus Krankenhäusern und Altersheimen. Dabei oblag dem gemassregelten Betriebsinspektor Emil Pötschke die Einsatzkoordination der eilig in Betrieb gesetzten Dampfer. Evakuierungsfahrten führten das Schiff bis nach Aussig (19.02.1945). Kleine, geschichtliche Anmerkung: Auch der tschechische Autor Josef Skupa, „Erfinder“ der beiden Puppenfiguren Spejbl & Hurvinek (1930) erreichte an Bord des PD LEIPZIG gemeinsam mit zwei Landsleuten auf diese Weise seine Heimat. Er war 1944 zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden und nutzte die Zerstörung des Dresdner Gefängnisses Mathildenstraße zur Flucht.
Beim Tagesangriff am 2.März schlug eine Sprengbombe neben dem Heck des an seinem Liegeort Kleinzschachwitz befindlichen Dampfers LEIPZIG ein und brachte ihn ohne Brandschaden, aber nun verwendungsunfähig, zum Sinken.
Weitere Luftangriffe im März und April auf Dresden und seine Vororte brachten auch dem als Küchenschiff im Hafen Pieschen liegenden PD HERRNSKRETSCHEN den Untergang.
Aus den Arbeitszeitnachweisen März/April von 13 Kapitänen sind deren Dienste nachträglich ersichtlich. Sie führten u.a. Zubringerfahrten von Arbeitskräften einiger städt. Rüstungsbetriebe aus. Neben Munitionstransporten und Truppenverlagerungen deutscher Soldaten nach Aussig und Leitmeritz fuhr auch eine Einheit der auf deutscher Seite kämpfenden, ukrainischen Armee des Generals A.Wlassow nach Bodenbach. Dies geschah mit dem PD KRIPPEN unter Kpt. Stelle. Ab Bodenbach versuchte sich die Gruppe über Hohen Schneeberg und Erzgebirgkamm zur Amerikanischen Armee durchzuschlagen und so vor der Roten Armee zu retten.
Die Bombardierung der Brücke Pirna am 19.April sperrte die durchgehende Schiffahrt nach Böhmen, da allerdings auf beiden Abschnitten Dampfer verblieben konnte weiterhin gefahren werden.
Zwischen 5.und 7.Mai evakuierten PD MEISSEN und PD KRIPPEN das Krankenhaus Aussig und brachten eine Reihe Patienten nach Bad Schandau. Der PD KRIPPEN erhielt danach von der Betriebsleitung die Weisung, sich unter Bewachung an der Ziegelscheune abzustellen.
Am 7.Mai sprengten „Durchhaltekrieger“ (SS oder HJ oder Volkssturm) das Vorderschiff des an der Werft Laubegast liegenden PD RIESA, so dass auch dieser sank.
Mit Kriegsende wurde auch der Verkehr der noch im Einsatz befindlichen Schiffe stillgelegt. Doch bereits am 24. Mai 1945 wurden die Fahrten auf einzelnen Teilstrecken wieder aufgenommen. Für die im Dresdner Stadtgebiet zerstörten Elbbrücken wurde der PD DIESBAR in Höhe Diakonoissenkrankenhaus als Elbfähre eingesetzt.



Sollte am Ende der rückseitig auf dem Foto vermerkte 15.03. gar der letzte Einsatztag gewesen sein? Sind die am Ufer aufgetürmten Kanister und Dosen ein Indiz für das finale Ausräumen? Und gehören die beiden Schornsteine mit tschechischem National im Hintergrund am Ende gar zu dem heimbringenden Schlepper?
* Verbot der Nachtlage von Dampfern am Terrassenufer
* Verfügung der Rüstungsorganisation Speer zur Überstellung PD PIRNA und
Ab April standen auf der oberen Strecke zunächst nur 3 Dampfer im Einsatz. Ein weiterer wurde für „besondere Erfordernisse“ in Bereitschaft gehalten. Von der böhmischen Strecke erfolgten seitens der Gemeinden Rongstock und Nestomitz nach Einziehen der dortigen Stationen Einsprüche, die die Direktion mit:

Zur Verorgung des Lazarettschiffes sowie der ausgebombten Bevölkerung stattete man zwei weitere Dampfer (PD LÖSSNITZ und PD HERRNSKRETSCHEN) mit Kochkesseln als „Küchenschiffe“ aus und stationierte diese ebenfalls außerhalb des Stadtzentrums (PD LÖSSNITZ ebenfalls in Kleinzschachwitz und PD HERRNSKRETSCHEN im Hafen Pieschen. Später wurden beide noch durch den in Prag angemieteten PD KARLSTEIN ergänzt, welcher in Tolkewitz für das NSV stand (siehe dazu Türchen 19.12.).
Alle im Fahrdienst stehenden Dampfer erhielten nun Tarnanstriche und wurden von 62 bis 70 jährigen Kapitänen gefahren. Zur Besatzung zählten meist Lehrjungen und ältere Maschinisten, denen auch Zwangsarbeiter zur Seite standen.
Aber auch die Abteilung Werft verlor Arbeitskräfte und durch Einbeziehung in das Rüstungsprogramm am Unfang der bisherigen Wartungs- und Reparaturleistungen der Dampfer. Die Werft wurde als Zulieferer von Baugruppen in den U – Boot Bau eingebunden.
Die Geltungsdauer des Fahrplanes wurde mit „gilt nur bis auf weiteres“ für jede behördliche Beschränkung variabel gehalten.
— sog. „Genesungsfahrten“ verwundeter Soldaten aus Dresdner und Aussiger Lazaretten* mit PD LEIPZIG oder PD DRESDEN wöchentlich in die Sächs. Schweiz. wobei man am Heck die Reichskriegsflagge zu hissen hatte.
— die Aktion „Kinder-Land-Verschickung (KLV) betraf Schulkinder luftgefährteter Städte, die ihre Ferienwochen in Sachsen und dem Sudetenland verbringen sollten. Sie wurden dazu u.a. von Berliner Fahrgastschiffen nach Niegripp und Magdeburg gebracht und dort vom PD KÖNIGSTEIN übernommen.
Die Werft Laubegast musste im Rahmen der Rüstungsproduktion eine Anzahl Pionier – Boote erbauen.
Dem allgemein angeordneten Verdunklungsgebot zufolge mussten die jeden MIttwoch 2-stündigen Abendfahrten mit „Schallplattenübertragung“ unter dem Motto „nach getaner Arbeit — eine Erholungsfahrt“ ab Terrassenufer entfallen. Ebenso die Sonnabends angebotene 4-stündige Sommernachtsfahrt bis Pirna mit Lifemusik und Abendessen zu erschwinglichen Preisen. Zur Kulanz beider Fahrten zählte Zu— und Abstieg in Blasewitz.
Positiv vermerkte die Direktion den „erhöhten Zustrom von Fahrgästen auf unsere Dampfer“ in den ersten Wochen auf Grund merklicher Einschränkungen im Bahnverkehr des Elbtales. Vom 17. bis 20.September wurden „Sonderfahrten für Klein- und Sozialrentner“ in die Sächs. Schweiz und nach Meissen offeriert.
Der Zeitungsbericht “Frohe Fahrt auf der Elbe — 275 Verwundete besuchen das Elbgebirge“ im Oktober bezeugen erste Schrecken des Krieges, sollten aber sicher mehr Fürsorge des Staates und Optimismus zeigen. Die „Verordnung zur Lenkung des Kohlebedarfs“ lässt für die SBDG im weiteren Kriegsverlauf eine kontingentierte Zuteilung erwarten. Im Winter 1939/40 wird erstmals der Fahrbetrieb mit täglich einem Dempfer bis nach Aussig aufrecht erhalten.
URLAUBSFAHRTEN MIT ELBDAMPFERN NACH DEM SACHS. FELSENGEBIRGE UND SUDETENLAND
Die untere Strecke wurde nur noch bis Riesa bedient, der Transport von Stückgut nahm langsam zu. Am 20.August ereignete sich bei Niedergrund eine schwere Havarie. Der talwärts fahrende PD KARLSBAD stiess mit dem entgegenkommenden SD SACHSEN zusammen, wobei aber keine Personen zu Schaden kamen. Der b’b’Radkasten des PD KARLSBAD wurde total zerstört und zufolge der Kriegswirtscheft zog sich die Reparatur länger hin. Erst 1941 war er wieder in Fahrt.