HESAdvent 20.12.2020 – Die SBDG im II. Weltkrieg – Eine Chronologie der Kriegsjahre (Teil 3)

DAS JAHR 1943

Den zunehmend härteren Auswirkungen des Kriegsgeschehens auf die Bevölkerung begegneten die zivilen und militärischen Machthaber mit immer mehr restriktiven Anordnungen. Für den Betriebsablauf hatte die SBDG nun folgendes einzuhalten:
1943um PD KRIPPEN tw am Terrassenufer - Foto FGE *  Verbot der Nachtlage von Dampfern am Terrassenufer

* Räumung des Betriebshafens Laschwitz mit dezenttaler Abstellung der Schiffe in verschiedenen Häfen: Meissen, Pressen, Bodenbach-Rosawitz

* Entsendung von 5 Dampfern nach Hamburg zur Evakuierung hunderter Dbdachloser nach den Bombardierungen zwischen 25.Juli und 3.August, auf der Fahrt erhielten die Dampfer Tarnanstriche.
1943 PD Bad Schandau - vorm Kriegseinsatz 1943-44 in Dessau mit Tarnanstrich versehen * Verfügung der Rüstungsorganisation Speer zur Überstellung PD PIRNA und
PD BAD SCHANDAU an die Flugzeugwerke Junkers nach Dessau als “Büroschiffe“. Vermutlich ist dies nur eine Deckbezeichnung, der Einsatz erfolgte als Materialtransporter zu Zweigwerken an der Oberelbe

* Abgabe des kleinen Schrauben — Motorschiffes MS HINDENBURG an die Kriegsmarine zum Donau – Einsatz
1936 VON HINDENBURG Hahn-DF_hauptkatalog_0312064Ab April standen auf der oberen Strecke zunächst nur 3 Dampfer im Einsatz. Ein weiterer wurde für „besondere Erfordernisse“ in Bereitschaft gehalten. Von der böhmischen Strecke erfolgten seitens der Gemeinden Rongstock und Nestomitz nach Einziehen der dortigen Stationen Einsprüche, die die Direktion mit:

„…infolge Einberufungen und anderer behördlicher Anordnungen können wir nur noch
weniger Fahrten durchführen…“

abschlägig beschied.
1943-10-21 FahrplanDer Liniendienst wurde ab 21.0ktober nur werkrags, ab 28.Dezember nur noch an 3 Tagen mit 4 einsatzbereiten Dampfern in geteilten Abschnitten bis Aussig durchgeführt. Für Fahrgäste war der Hinweis bestimmt:
20170110163623_00001DAS JAHR 1944

Wahrscheinlich als Schlussfolgerung des katastrophalen Flächenbombardements Hamburgs im Vorjahr wurden von den militärischen Befehlshabern der Stadt Dresden der SBDG neue Massnahmen mit Einbeziehung von Dampfern auferlegt. So musste für den Fall einer Bombardierung zur Erstversorgung Verletzter ein Dampfer als mobiles Lazarattschiff“ (PD LEIPZIG) umgerüstet und ständig vorgehalten werden.

Auf dem Schiff erhielten die Unterdecks 90 Krankenbetten und der Decksalon eine ärztliche Behandlungsstation. Die Plane des Oberdecks wurde mit einem Roten Kreuz im gekennzeichnet.
1Zur Verorgung des Lazarettschiffes sowie der ausgebombten Bevölkerung stattete man zwei weitere Dampfer (PD LÖSSNITZ und PD HERRNSKRETSCHEN) mit Kochkesseln als „Küchenschiffe“ aus und stationierte diese ebenfalls außerhalb des Stadtzentrums (PD LÖSSNITZ ebenfalls in Kleinzschachwitz und PD HERRNSKRETSCHEN im Hafen Pieschen. Später wurden beide noch durch den in Prag angemieteten PD KARLSTEIN ergänzt, welcher in Tolkewitz für das NSV stand (siehe dazu Türchen 19.12.).

Mit Vorrang des Stückgut — Transports waren die PD MEISSEN, PILLNITZ, KRIPPEN, KÖNIGSTEIN und STADT WEHLEN im Einsatz. Von Bedeutung waren die Station Pömmerle mit der Kupferhütte und Wesseln mit der Sperrholzfabrik, beide wehrten sich erfolgreich gegen die Einziehung ihrer Landungsbrücken.
1944um MEISSEN tw in Tetschen - Foto verm Heller in NRUAlle im Fahrdienst stehenden Dampfer erhielten nun Tarnanstriche und wurden von 62 bis 70 jährigen Kapitänen gefahren. Zur Besatzung zählten meist Lehrjungen und ältere  Maschinisten, denen auch Zwangsarbeiter zur Seite standen.

Auf mangelnde Loyalität zur Kriegsführung reagierte die Direktion rigoros. A priori wurde der langjährige 2.Betriebsinspektor Emil Pötschke ( 1885 – 1958 ) “wegen zunehmender kritischer Haltung“ seiner Funktion enthoben und entging knapp der Einweisung in ein Konzentrationslager.
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HESAdvent 13.12.2020 – Die SBDG im II. Weltkrieg – Eine Chronologie der Kriegsjahre (Teil 2)

DAS JAHR 1941

Die Ausweitung des Krieges im Sommer auf die Sowjetunion bedeutete die weitere verstärkte Einbeziehung der Wirtschaft in die Rüstungsindustrie. Die Auswirkungen zeigten sich sowohl im personellen wie auch materiellen Sektor. Die neue Welle von Einberufungen fahrenden Personals hatte markante Einschränkungen im Fahrregime zur Folge.
1940um SCHMILKA tw in Bodenbach - RAKAber auch die Abteilung Werft verlor Arbeitskräfte und durch Einbeziehung in das Rüstungsprogramm am Unfang der bisherigen Wartungs- und Reparaturleistungen der Dampfer. Die Werft wurde als Zulieferer von Baugruppen in den U – Boot Bau eingebunden.

Neben der erste Einziehung von Zwischenstationen im Stadtgebiet wurde die Hälfte des Schiffsparkes, vor allem die mit den Überalterten Zwillingsdampfmaschinen ausgestatteten „Glattdecker“. wie der PD LÖSSNITZ oder der
PD HERRNSKRETSCHEN, abgestellt.

1941 - abgestellte Personendampfer in Loschwitz

1941 – abgestellte Personendampfer in Loschwitz

Der Linienverkehr auf der oberen Strecke reduzierte sich in der Saison auf täglich 10 Fahrten. Ab Oktober über den ganzen Winter wurde bei entsprechender Nachtlage am Zielort mit je einem Dampfer nur noch die Streckenabschnitte Dresden — Schandau, Schandau – Aussig und Aussig — Dresden bedient.
Auf der unteren Strecke blieb in der Saison täglich weiterhin Riesa Endpunkt.

Unmissverständlich hatte die Fahrgastklientel zwei behördliche Festlegungen hinzunehmen:

– – Fahrgestmitnahme nur beschränkt zulässig

— Erlass des Verkehrsministers im Oktober mit dem Verbot für jüdische Bürger die Ausflugsschiffe zu benutzen

DAS JAHR 1942

Wie auch andere Verkehrsträger konnte in diesem 3.Kriegsjahr die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrt der sog. „Volksgemeinschaft“ nur noch weiter eingeschränkte Dienste anbieten. So wurden im Sommer 1942 für den Liniendienst auf der Gesamtstrecke von Mühlberg bis Leitmeritz nur noch 11 Dampfer vorgehalten.
1942_03 LEIPZIG auf Lazarettfahrt - Original SammlABzDie Geltungsdauer des Fahrplanes wurde mit „gilt nur bis auf weiteres“ für jede behördliche Beschränkung variabel gehalten.

Nach wie vor hatte der Stückguttransport zur Entlastung der Eisenbahn Vorrang und wurde auf dem den Fahrgästen nun nicht mehr zugänglichen Vorderschiff deponiert.

Die noch täglichen Fahrten bis Riesa wurden am Dienstag und Freitag bis Mühlberg verlängert. Auf der oberen Strecke entfielen weitere 7 Unterwegsstationen:
Neustadt, Johannstadt, Wachwitz‚ Grosssedlitz, Pötzscha, Prossen und die Station
Bad Schandau – Bahnhof.

Erste sich aus dem Kriegsgeschehen ergebende Sonderdienste wurden der SBDG auferlegt:
447 - 1943_02 LEIPZIG auf Lazarettfahrt - SABz— sog. „Genesungsfahrten“ verwundeter Soldaten aus Dresdner und Aussiger Lazaretten* mit PD LEIPZIG oder PD DRESDEN wöchentlich in die Sächs. Schweiz. wobei man am Heck die Reichskriegsflagge zu hissen hatte.
1941-08_1 PD BLASEWITZ auf Kompaniefahrt nach Meissen - ReproFoto-Rückseite— die Aktion „Kinder-Land-Verschickung (KLV) betraf Schulkinder luftgefährteter Städte, die ihre Ferienwochen in Sachsen und dem Sudetenland verbringen sollten. Sie wurden dazu u.a. von Berliner Fahrgastschiffen nach Niegripp und Magdeburg gebracht und dort vom PD KÖNIGSTEIN übernommen.
20001281Die Werft Laubegast musste im Rahmen der Rüstungsproduktion eine Anzahl Pionier – Boote erbauen.

HESadventstür´chen 13. Dez. 2022

Heute möchten wir mal etwas Zeigen, was zwar nicht aus der direkten Geschichte der Dresdner Flotte stammt, aber dennoch sehr schön anzusehen ist – Dresdner Dampfer auf Briefmarken und Münzen.

1981 veröffentlichte die Post der DDR eine Serie zur Binnenschiffahrt, mit Ansicht eines Dresdner Motorschiffes

1981 veröffentlichte die Post der DDR eine Serie zur Binnenschiffahrt, mit Ansicht eines Dresdner Motorschiffes

Goldmünze mit Ansicht des des PD KÖNIGIN MARIA

Goldmünze mit Ansicht des des PD KÖNIGIN MARIA

Der in Dresden ansässige, private Briefdienst PostModern veröffentlicht bereits seit Jahren heimatliche Motive auf seinen Briefmarken. Es war also nur logisch und konsequent auch die Dresdner Flotte vielmals zu verwenden.
doc01141520201210052607_005doc01141520201210052607_004doc01141520201210052607_003doc01141520201210052607_007Auch bei der deutschen Post wurde zum 175. Jubiläum eine Sondermarke gedruckt.doc01141520201210052607_006Doch auch in anderen Ländern gibt es Marken und Münzen mit Dresdner Motiven.

Tschechien widmet 1991 eine Silbermünze und eine Briefmarke dem PD BOHEMIA von Ruston

Tschechien widmet 1991 eine Silbermünze und eine Briefmarke dem PD BOHEMIA von Ruston

csr_2970_vpametni-obalka-parnik-bohemia-79134944Nur indirekt ein Dresdner ist der PD PJÖNGJANG 1, welcher nach den den Plänen des PD DRESDEN erbaut wurde und hier auf einer koreanischen Briefmarke verewigt ist.
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HESAdvent – 07.12.2020 * Unser Wochenrätsel

Jubiläen soll man feiern wie sie fallen!
1961 MS VORWÄRTS und MS TORGAU, im Hintergrund PD SCHMILKA, zu den Feierlichkeiten des 125.Jubiläums der WFD - Foto ArchivDVB-AGUnd so gab es natürlich auch in der Geschichte der Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrt genügend Anlässe dazu: Schiffsgeburtstage, Jahrestage verdienter Mitarbeiter und, nicht zu vergessen, das Jubiläum des Unternehmens an sich wurden mehr oder weniger festlich begangen.

Im nächsten Jahr, also 2021, steht wieder ein (halb)runder Geburtstag an – nur der wievielte ist das eigentlich?
Untitled 1Ihre hoffentlich richtige Lösung senden Sie bitte bis Sonntag, den 13.12.2020 an
advent@historikerkreis-elbeschiffahrt.de

Zu gewinnen gibt es einen liebevoll gestalteten Dampfschiff-Kalender für´s kommende Jahr – den Gewinner geben wir natürlich hier bekannt und informieren per Mail!
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Und nun – viel Glück!!!

 

HESAdvent 06.12.2020 – Die SBDG im II. Weltkrieg – Eine Chronologie der Kriegsjahre (Teil 1)

DAS JAHR 1939

Zum traditionellen Fahrplanwechsel Sommer / Herbst am 1.September 1939 begann mit dem Überfall auf Polen auch der 2.Weltkrieg.
Auswirkungen auf den Betriebsablauf waren unausbleiblich, erste sich noch gering auf den Ausflugsverkehr ergebende Beschränkungen mussten hingenommen werden. Die im Herbstfahrplan traditionell wenigeren Planfahrten glichen den Abgang von Schiffern zum Mlitärdiemst noch aus.
1938um MEISSEN tw Königstein - Hahn-DF_hauptkatalog_0312039Dem allgemein angeordneten Verdunklungsgebot zufolge mussten die jeden MIttwoch 2-stündigen Abendfahrten mit „Schallplattenübertragung“ unter dem Motto „nach getaner Arbeit — eine Erholungsfahrt“ ab Terrassenufer entfallen. Ebenso die Sonnabends angebotene 4-stündige Sommernachtsfahrt bis Pirna mit Lifemusik und Abendessen zu erschwinglichen Preisen. Zur Kulanz beider Fahrten zählte Zu— und Abstieg in Blasewitz.
555930Positiv vermerkte die Direktion den „erhöhten Zustrom von Fahrgästen auf unsere Dampfer“ in den ersten Wochen auf Grund merklicher Einschränkungen im Bahnverkehr des Elbtales. Vom 17. bis 20.September wurden „Sonderfahrten für Klein- und Sozialrentner“ in die Sächs. Schweiz und nach Meissen offeriert.

Das gastronomische Angebot auf den Dampfern unterlag gewiss auch mit der Einführung von “Lebensmittelmarken” Einschränkungen.
555928Der Zeitungsbericht “Frohe Fahrt auf der Elbe — 275 Verwundete besuchen das Elbgebirge“ im Oktober bezeugen erste Schrecken des Krieges, sollten aber sicher mehr Fürsorge des Staates und Optimismus zeigen. Die „Verordnung zur Lenkung des Kohlebedarfs“ lässt für die SBDG im weiteren Kriegsverlauf eine kontingentierte Zuteilung erwarten. Im Winter 1939/40 wird erstmals der Fahrbetrieb mit täglich einem Dempfer bis nach Aussig aufrecht erhalten.

DAS JAHR 1940

Noch kam es in diesem Jahr nicht zur stärkeren Einbindung der SBDG in Aufgaben des kriegsbestimmten Alltags. Die Reduzierung der täglichen Fahrten in der Saison bergwärts auf 13 bedeuten jedoch für die Freizeitgestaltung der “Volksgenossen” eine Einschränkung. Die NS – Organisation „Kraft durch Freude“ musste dazu ein Äquivalent schaffen:
1939-08 BASTEI bei Salesel - Hahn-DF_hauptkatalog_0312392URLAUBSFAHRTEN MIT ELBDAMPFERN NACH DEM SACHS. FELSENGEBIRGE UND SUDETENLAND
„Um Arbeitskameraden . . . während des Krieges . . . den Urlaub in schöner Umgebung zu verleben, werden im Mai bis August 7 bis 14 tägige Urlaubsfahrten . . durchgeführt, die Fahrten beginnen in Dresden und Pirna. Urlaubsorte sind Stadt Wehlen, Königstein, Salesel und Praskowitz“

Für den Liniendienst deutet der Hinweis auf den Aushangfahrplänen aber bereits weitere Einschränkungen an:
Fahrplan1940Die untere Strecke wurde nur noch bis Riesa bedient, der Transport von Stückgut nahm langsam zu. Am 20.August ereignete sich bei Niedergrund eine schwere Havarie. Der talwärts fahrende PD KARLSBAD stiess mit dem entgegenkommenden SD SACHSEN zusammen, wobei aber keine Personen zu Schaden kamen. Der b’b’Radkasten des PD KARLSBAD wurde total zerstört und zufolge der Kriegswirtscheft zog sich die Reparatur länger hin. Erst 1941 war er wieder in Fahrt.
1941 KARLSBAD nach Radkastenhavarie vom 20.08. - Foto J. Lehmann

HES-Adventstür´chen 03. Dez. 2022

Im großen Feld an Archivgut zählen auch, neben Fotos und Ansichtskarten, historische Fahrkarten der Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrtsgeschichte unbedingt zu den betrachtungswürdigen Dingen.

1890 - Eine Fahrkarte der SBDG nach Meissen

1890 – Eine Fahrkarte der SBDG nach Meissen

Bei einer befahrenen Elbstrecke von Mühlberg bis Leitmeritz mit heute unvorstellbaren 92(!) Zwischenstationen kann man ungefähr erahnen, welch Vielzahl an Tickets, welche je nach Fahrt unterschiedliche Farben hatten und diversen Zeitkarten vorgehalten werden mussten.
1929 Kinder-AnschlusskarteEs ist also nicht verwunderlich, dass die S.B.D.G. neben einer eigenen Druckerei auch spezielle Fahrkartenlager in Dresden sowie den größeren Zwischenstationen wie z.B. in Aussig unterhielt.
1931 Fahrschein-Wachwitz-PillnitzAn den einzelnen Stationen konnte man die Fahrkarten beim sog. „Stationer“ erwerben. An Bord selbst war als Besatzungsmitglied der Kondukteur, heute würde man sagen Zahlmeister, für den korrekten Vertrieb der Fahrkarten zuständig.
1937 FreifahrtkarteHeute kauft man seine Tickets bequem an den Verkaufsstellen der größeren Zwischenhalte wie Meißen, Pirna, Königstein oder direkt am Terrassenufer.
555084IMG393 IMG386 IMG388 Noch bequemer geht es online von zu Hause aus mit Fahrkarten zum Selbstdrucken. Dadurch ging auch das besondere Erscheinungsbild einer Fahrkarte verloren – betriebswirtschaftlich sicher ein Segen, für den Sammler aber ein notwendiges Übel.
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HESAdventskalender – 24.12.2020

Weihachten einmal anders – eine Rettungsaktion zur Nachkriegszeit
1945_02 PD LEIPZIG gesunken am Kleinzschachwitzer UferGegen Ende des zweiten Weltkrieges lag am Kleinzschachwitzer Ufer, unterhalb der Pillnitzer Elbinsel, der Dampfer „LEIPZIG“ der heutigen Sächsischen Dampfschiffahrts Gesellschaft auf Elbegrund. Er diente während Kriegszeit als Lazarettschiff. Infolge eines Fliegerangriffes am 2. März 1945 erlitt das Dampfschiff Beschädigungen am Heck. Dadurch drang Wasser in das Schiff ein. Die Besatzung baute einen provisorischen Schott. Am 15. März 1945 brach bei einem ersten Bergungsversuch in Richtung Werft Laubegast nach 150 m das Heck ab. Das Leck war ca.1 m² groß; der Dampfer manövrierunfähig.
1945_04 PD LEIPZIG gesunken am Kleinzschachwitzer UferSo lag er, den ganzen Sommer über, gegenüber der Hosterwitzer Schifferkirche der Witterung ausgesetzt und dem Verfall preisgegeben. Doch so sollte er nicht zu Grunde gehen! Da der Pegelstand der Elbe ständig von Niedrigwasser gekennzeichnet war, scheiterten sämtliche Abschleppversuche. Das große Leck hatten Arbeiter der Laubegaster Schiffswerft schon notdürftig abgedichtet. Sie warteten nun sehnsüchtig auf einen höheren Wasserstand. Gleichzeitig bangten sie um den Dampfer „LEIPZIG“, es war schon Dezember; wie leicht konnte ein schnelles Hochwasser, vielleicht gar mit Eisgang, das steuerlose Schiff abtreiben und an den Elbbrücken zerschellen lassen!

1945-12-24 LEIPZIG Rettungsaktion Fähre Johanna schleppt Werkzeugkahn, Foto E. HellerDie Elbe erreichte endlich am 24. Dezember 1945 den langersehnten hohen Wasserstand, der zum Bergen des Schiffes benötigt wurde. Plünderer waren bereits am Werk; Zeltplanen, Bänke, Stühle, Bretter und Armaturen verschwanden über Nacht. Die Werftarbeiter organisierten einen freiwilligen Einsatz für den 24. Dezember und den 1. Feiertag. Es beteiligten sich alle Kollegen, ca. 20 Mann. In einem Kohlenkahn von Herrn Hanke hatten sie 2 Erdwinden und die nötigen Drahtseile, Hanfseile, 10 Schuhdoppelwinden, Bauhölzer und Werkzeuge verladen. Der Fährdampfer „JOHANNA“ von Herrn Hesse sollte den Kohlenkahn hoch schleppen, doch seine Maschinenleistung reichte nicht aus. So mussten die Arbeiter den Kohlenkahn mittels eines 50 m langen Hanfseiles hochziehen. Das Seil über der Schulter, wie einstmals die Treidler, bewegten sie den Kahn stromauf.
DF Johanna in LaubegastDie 2 Erdwinden wurden auf den Hosterwitzer Elbwiesen, gleich unterhalb der Kirche, fest verankert. Am Schiff setzten sie 10 Doppelwinden (je 10 Tonnen) sachgemäß zum Schieben an. Am Vorderschiff und am Heck befestigten sie je ein Drahtseil. Zwei Drahtseile, jedes ca. 200 m lang, legten sie über die Elbe und auf die Erdwindentrommel.

Am 1. Feiertag, in aller Frühe, kamen noch einmal alle Kollegen zusammen und kontrollierten die Arbeiten vom Vortag. Auf das Kommando „Achtung, fertig, los“ drehten sich die Erdwinden. Es spannten sich die über der Elbe liegenden Seile. Die 10 Schuhwinden drückten am Schiffskörper, bis er zitterte, es gab plötzlich einen Ruck und das Schiff bewegte sich dem Wasser zu. Mehrmals mussten sie die Schuhwinden neu ansetzen, denn ca. 7 m waren zu bewältigen, bis das Schiff schwamm. Nach schwerster Arbeit in Wasser und Schlamm hatten sie es geschafft. Über das gelungene Werk war die Freude groß.
1945-12-25 LEIPZIG verholen mit Schleppdampfer an Werft, Foto E. Heller (1)
Ein Dampfschiff bugsierte das steuerlose Schiff zur Werft, in der es sofort auf die Slipwagen abgesetzt und auf Land gezogen wurde. Es wurden noch alle Aufräumungsarbeiten durchgeführt und die Werkzeuge gesichert.

Im Jahr 2019 beging der 70 m lange Dampfer „LEIPZIG“ sein 90jähriges Dienstjubiläum. Er ist der jüngste Dampfer der Gesellschaft und letzte Dampferneubau der Laubegaster Werft.
Von allen Dampfern in Dresden besitzt er die größte Dampfmaschine mit 350 PS.
Dieser bisher größte Dampfer hätte mit Sicherheit nach Kriegsende an die damalige UdSSR als Reparationsleistung mit weiteren Dampfern (insgesamt 6 große Einheiten) abgegeben werden müssen. Auf Grund seiner Beschädigung konnte er in Dresden bleiben und dieser Rettungsaktion gebührt heute noch Anerkennung. Bereits zu Pfingsten 1947 wurde er nach seinem Wiederaufbau wieder in Dienst gestellt.

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HESAdventskalender – Rätsel Nr. 4

Und damit sind wir auch bereits beim Adventsrätsel Nummer 4 angekommen…
$(KGrHqJ,!qIFHG)Q+IDPBR)zbLnGkg~~60_58Nachdem wir bereits an die Seitenrad-Motorschiffe der Weißen Flotte erinnert haben stellt sich heute nun die Frage:
In welchem Jahr wurde überhaupt das erste Motorschiff in der Flottengeschichte der Sächsischen Dampfschiffahrt in Dienst gestellt und
welchen Namen bekam es?

MS von Hindenburg bei HosterwitzIhre bestimmt richtigen Antworten senden Sie bitte bis Freitag,
den 28.12.2019-23:59 Uhr,
an
advent@historikerkreis-elbeschiffahrt.de

Zu gewinnen gibt es den kleinen HES-Schreibtischkalender 2020!
Teilnehmen darf jeder und es entscheidet das Los!

Und bereits am 29. Dezember finden Sie hier die Auflösung
und den oder die glückliche(n) GewinnerIn.

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HESAdventskalender – 21.12.2019

Wussten Sie’s schon…

und auch beim Rätsel Nummer drei waren alle Antworten richtig – beim gesuchten Dampfer handelt es sich natürlich um den PD RIESA!

Gewonnen hat diesmal
Herr Karsten Rinkleib aus Bornstedt

Unseren herzlichsten Glückwunsch!

Doch wie nun kam der Dresdner Dampfer fernab der Heimat zu seiner neuen Nutzung?

Im Jahr 1977 übernahm der ehemalige Lehrer Günter Hoffmann die Leitung des  Binnenschifffahrts-museum in Oderberg. Er wollte die Geschichte der Binnenschifffahrt im Museum schwerpunktmäßig verankern. Dazu suchte er auch Exponate für eine Freilichtausstellung. Durch Zufall erfuhr er von der anstehenden Verschrottung des Dampfers „RIESA“. Das Binnenschifffahrts- und Heimatmuseum Oderberg bekundete 1978 sein Interesse an diesem in Dresden liegenden Zeitzeugen der Technikgeschichte.
1978-03 RIESA und BAD SCHANDAU abgestellt - SMK HeidenauDer damalige Rat der Stadt Oderberg erwarb mit Unterstützung des Rates des Kreises Eberswalde, Abt. Kultur, den Dampfer als „Flaggschiff“ für die Freifläche am Wasser, vor dem Museum. Man kaufte ihn laut Kaufvertrag vom 25. Mai 1978 für 20000 Mark. Im Sommer schleppte das Stromschubboot „SCH 26102“ den PD „RIESA“ in einer abenteuerlichen Fahrt nach Hohensaaten, am km 490. Dazu mussten in Dresden die Oberdeckaufbauten und der Schornstein demontiert werden, damit er durch alle Brücken passt. Am Bollwerk des alten Hafens erhielt der Dampfer „RIESA“ sein altes Aussehen.
PD RIESA in Oderberg - Fotohandabzug PGH Wriezen _ 04

Seit Juni 1979 liegt der RIESA in Oderberg an Land und man baute den Dampfer zum Museumsschiff aus. Am 7. Oktober 1979 erfolgte die Eröffnung dieses Museumsschiffes. Seit 1980 steht er unter Denkmalschutz. Aus Anlass des 120. Schiffsgeburtstages wurde 2017 im ehemaligen Salon hinten eine überarbeitete Exposition eröffnet. Der vordere Salon hingegen steht für Trauungen und Konzerte zur Verfügung.
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