
PD MEISSEN im Juni 2025 beim Wenden in Pillnitz Foto: A. Bilz
Und damit herzlich Willkommen zum traditionellen HES – Adventskalender –
genauer zum Tür´chen Nummer 1!
„Wussten Sie übrigens…,“
… dass im zu Ende gehenden Jahr die Sächsische Dampfschiffahrt einen runden Schiffsgeburtstag zu feiern hatte?
Der PD MEISSEN beging am 17. Mai seinen 140. Geburtstag.
Werfen Sie mit uns einen Blick in seinen wechselvollen Lebenslauf:
140 Jahre Personendampfer MEISSEN 1885 – 2025
Im Mai 1885 erfolgte zum Saisonbeginn der SBDG die feierliche Indienststellung des neugebauten Schiffes. Der sehr elegant eingerichtete Dampfer erhält den Namen des damaligen Königs von Sachsen KÖNIG ALBERT (geb. 1828 – gest. 1902). Äußerlich fallen gegenüber bisherigen Neubauten die große Länge (rund 60,00 Meter gegenüber sonst ca. 52,00 Metern) sowie die bereits von Beginn an ausgebauten Radkästen auf.
1898 erfolgte durch die Indienststellung eines neuen PD KÖNIG ALBERT
(heute PD PIRNA) die Umbenennung des Schiffes auf den neuen Namen
PD SACHSEN.

PD SACHSEN um 1910 in Bad Schandau Foto: SLUB Dresden
Größere Umbauten erfährt der Dampfer erstmals im Jahre 1914. Die Dampfmaschine wird durch den Einbau eines Hochdruckzylinders auf das Verbundsystem umgebaut und leistet nun 230 PS. Dazu erhält das Schiff einen neuen Dampfkessel der Dresdner Schiffswerft- und Maschinenfabrik Übigau mit 10 atm Druck und eine Dampfsteuermaschine, ebenfalls von Übigau geliefert, mit 6 PS Leistung. Weiterhin erfolgt der Einbau einer elektrischen Anlage mit 65 Volt Gleichstrom. Äußerliches Merkmal dieses Umbaus ist der Wegfall des Steuerstandes am Heck und der Aufbau eines kleinen Steuerhauses in Schiffsmitte zwischen den Radkästen.

PD SACHSEN um 1915 am Terrassenufer Foto: Sammlung A. Bilz
Das Schiff ist in den folgenden Jahren, wie man aus vielen, historischen Ansichtskarten schlussfolgern kann, meist im sog. Oberland, also stromauf von Dresden bis nach Aussig und Leitmeritz im Einsatz.
1927/28 erfolgten die nächsten und das Erscheinungsbild des Schiffes prägendsten Umbauten. Der Schiffskörper wurde auf 64,35 Meter verlängert und gleichzeitig ein Decksalon sowie ein Oberdeck aufgebaut. Die Salons erhielten eine Dampfheizung und der Dampfer einen weißen Anstrich. Das nun als „Salondampfer“ geltende Schiff wurde erneut umbenannt und bekam den Namen PD MEISSEN.

um 1935 PD MEISSEN bergwärts bei Hosterwitz Foto: W. Hahn / SLUB Dresden
1938 wurden Maschinenumbauten nötig. Es erfolgten der Einbau eines neuen Maschinen-Oberframs und der Umbau der Schleppkurbeln auf eine feste Welle.

Der PD MEISSEN 1944 in Krippen Foto: E. Heller / SLUB Dresden
Während des zweiten Weltkrieges wurde der PD MEISSEN 1943 mit Tarnanstrich versehen und zu Evakuierungen nach Hamburg abkommandiert. Unbeschadet kehrte es nach Dresden zurück und erlebte dort das Kriegsende.

1947 ist das Schiff auf Sonderfahrt in Bad Schandau Foto: Sammlung A. Bilz

um 1953 auf FDJ-Fahrt in Kurort Rathen Foto: SLUB Dresden
Die 50-iger und 60-iger Jahre waren geprägt von Instandhaltungsarbeiten und einigen Modernisierungen, so zum Beispiel:
- 1958 Verlängerung des Oberdecks um 3,00 m und Aufbau einer Windschutzwand auf dem Vorschiff
- 1958/59 neue E-Anlage 220 Volt Drehstrom mit Dampfturbine vom Turbinenwerk Dresden, 2 Turbogeneraturen vom RAW Dresden
- 1961/62 Einbau einer 1-Zylinder Dampfmaschine vom Elbe-Werk Rosslau mit
10 PS zum Antrieb der Generatoren, Aufbau eines Kesselhauses - 1964 Einbau eines neuen Niederdruckzylinders, gegossen in der Eisengießerei Zwickau

PD MEISSEN 1967 talwärts am Terrassenufer Foto: G. Grundmann / Sammlung A. Bilz
1967/68 Erneuerung beider Radkästen, Aufbau eines Vorderdecksalons
1976/77 Erneuerung des Steuerbord-Maschinenframs

Das Schiff um 1980 bw bei Söbrigen Foto: Sammlung A. Bilz
Ab 1983 bis 1985 erhielt der PD MEISSEN eine Generalinstandsetzung auf der Werft Laubegast, dabei erfolgte der Einbau eines neuen Kessels vom VEB Dampfkesselbau Übigau mit 90 m² Heizfläche und 10 atm Druck (Bau-Nr. 15781). Beide Decksalons wurden neu aufgebaut, die Maschine erhielt einen neuen Niederdruck-Kolben und eine neue E-Anlage nebst Schalttafel wurde installiert.

PD MEISSEN März 1985 an der Werft Laubegast Foto: A. Bilz
Am 20. Mai 1985 geht das Schiff, pünktlich zum 100. Geburtstag wieder in Fahrt. Erstmals seit den 60-iger Jahren erhält dabei ein Dampfer wieder ein Wappen mit schmückendem Beiwerk als Radkastenspiegel – ergänzt durch beide Jahreszahlen 1885 und 1985.

1985 beim Anlegen in Kleinzschachwitz Foto: A. Bilz
1986 zum Jubiläum „150 Jahre Personenschiffahrt auf der Oberelbe“ wurde der
PD MEISSEN zum „Postschiff“ umfunktioniert, es gab aus diesem Anlass und zur Freude aller Philatelisten einen Sonderstempel und einen Ersttagsbrief, welcher an Bord erhältlich war.
Mit Übernahme der Weißen Flotte Dresden durch die Conti-Reederei und Gründung der Sächsischen Dampfschiffahrt GmbH wurde auch der PD MEISSEN umfassend rekonstruiert. Im Auftragswert von 3,5 Mio. DM war u.a. enthalten: Umbau der Kesselfeuerung von Kohle auf Öl, ein neues, dem historischen Vorbild entsprechendes Steuerhaus, eine komplett neue, elektrische Anlage, neue Holzdecks, ein elektro-hydraulisches Steuer und ein Bugstrahlruder. Komplettiert wurde alles durch den neuen Salonausbau und einem neuen Außenstrich – beides nach historischem Vorbild.

1992 – Die letzte Saison im alten Outfit Sammlung A. Bilz
Am 24.11.1992 erfolgte der Werftanlauf in Laubegast, dort wurden Schornstein, Steuerhaus und weitere Aufbauten entfernt und das Schiff anschließend im Schlepp des DS SACHSENWALD zur Werft Genthin verbracht (Aufenthalt dort 03.12.92-14.06.1993).
Nach Rückkehr zur Werft Laubegast erfolgten dort der Endausbau und die Malerarbeiten.
Am 26.07.1993 erfolgte die feierliche Wiederinbetriebnahme des PD MEISSEN

17. Mai 2025 auf Geburtstagsfahrt Foto: A. Bilz
Überblick zu den technischen Daten des Schiffes:
erbaut 1885 auf der Werft Blasewitz
60,70 m lang – ab 1928 64,35 m;
5,56 m breit ; 11,34 m breit über Radkästen ;
Zuladung 350 Fahrgäste ; Tiefgang 0,77 m leer
oszillierende Zwillingsmaschine der ÖNWDG-Werft Bau-Nr. 239 mit 120 PS
ab 1914
oszillierende Zweizylinder-Verbunddampfmaschine mit 230 PS (durch Umbau)
Zylinderdurchmesser HD 440 mm; ND 770 mm; Hub 760 mm
3-Flammrohr-Kofferkessel mit 125 m² Hzfl. , 2 atm Druck , Bau-Nr. 428
ab 1914
2-Flammrohr-Zylinderkessel mit 89 m² Hzfl. der Dresdner Schiffswerft und Maschinenfabrik in Dresden-Übigau (Baujahr 1913 Bau-Nr. 2515); 10 atm Druck
ab 1985
2-Flammrohr-Zylinderkessel mit 90 m² Hzfl. Vom VEB Dampfkesselbau Übigau;
(Bau-Nr. 15781); 10 atm Druck
Dampfsteuermaschine (bis 1992 im Einsatz)
Baujahr 1913, Bau-Nr. 1411 der Dresdner Schiffswerft und Maschinenfabrik Übigau
6 PS Leistung
Raddurchmesser 3,00 m mit 11 Schaufeln 2,20 m x 0,52 m
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Fotonachweis:
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Quellennachweis:
Sammlung zur Geschichte der Dresdner Personenschifffahrt
Alexander Bilz – Dresden
Sammlung zur Geschichte der Dresdner Personenschifffahrt
Michael Kaiser – Heidenau
Sammlung zur Geschichte der Dresdner Personenschifffahrt
Johannes Hirsch – Dresden
