Wir möchten heute nochmal Bezug nehmen auf die bereits mehrfach angesprochenen Reparationsleistungen und der damit verbundenen Beschlagnahme von Elbdampfern.
Gemäß Potsdamer Konferenz war jedes Land der Siegermächte dazu berechtigt, aus seiner Zone Reparationen zu entnehmen „…soweit sie für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig sind…“. Bekanntermaßen wurde dies durch die sowj. Besatzungsmacht sehr weitreichend angewandt und offensichtlich zählten Personendampfer ebenfalls dazu.
Zum angesetzten Besichtigungstermin durch die sowj. Militäradministration waren für den Nachmittag des 4. Juli 1946 alle fahrfähigen Dampfschiffe in den Dresdner Alberhafen beordert. Der Tag endete mit der Beschlagnahme folgender 6 Schiffe:
PD LOSCHWITZ Baujahr 1899
PD BLASEWITZ Baujahr 1900
PD KURORT RATHEN Baujahr 1911

PD KRIPPEN Baujahr 1912
PD KÖNIGSTEIN Baujahr 1915
PD STADT WEHLEN Baujahr 1925


Bei den beschlagnahmten Fahrzeugen handelt es sich um die 6 größten, jüngsten und leistungsfähigsten Schiffe der Flotte. Wir erinnern uns – die beiden größten Salondampfer DRESDEN und LEIPZIG waren zu diesem Zeitpunkt zerstört und nicht einsetzbar.
Alle Dampfer fuhren umgehend mit teilweise eigener Besatzung und jeweils drei sowj. Soldaten pro Schiff zu den Werften nach Aken und Roßlau, wo sie für den Weitertransport mit Schlepperhilfe hergerichtet wurden. Dazu baute man jeweils auf einer Seite das Schaufelrad samt Radkasten ab. Ebenso erfolgte die Demontage aller über das Oberdeck hinausragender Aufbauten wie Steuerhaus, Schornstein, Geländer etc. Alles lagerte man auf dem Hauptdeck ab. Erst danach war die Schleusendurchfahrt und ein Transport via Elbe, Oder-Havel-Kanal, Oder und Ostsee möglich. Am 8. Juli waren diese Arbeiten abgeschlossen und die Überführung begann. Dazu wurden immer zwei Schiffe auf Seite der demontierten Radkästen an einander gebunden.
An einer Werft in Stettin endete die Fahrt vorerst, die letzten, deutschen Besatzungsmitglieder musterten ab und kehrten nach Dresden zurück. Ab diesem Zeitpunkt endeten die weiteren Informationen zur Fahrt und zum Verbleib oder gar Einsatz der Personendampfer. Lange hielt sich unter Schiffern und Experten die Aussage, dass auf Grund der Bauform und der ständigen Belastung auf den Schiffskörper bei der Fahrt über die Ostsee vermutlich alle gesunken seien.
Erst 1986 gab es erste, glaubwürdige und vor allem anderslautende Informationen…
(wird fortgesetzt)
Gemäß den archivarisch nachprüfbaren Fakten geht das Feuer auf die Unachtsamkeit der Küchenangestellten Käte Z. zurück. Diese war am Abend des 18.06.1946 mit 6 weiteren Besatzungsmitgliedern an Bord des Dampfers DRESDEN. In der Mädchenkajüte, welche sie mit einer weiteren Küchenhilfe teilte, entzündete sie zwei sog. Bunkerlichte und stellte diese auf einem Reisekorb ab. Da kurz vor 22:00 Uhr noch Besuch für sie erschien, verließ sie die Kajüte wieder. Wenige Minuten später wurde die nun brennende Kajüte bemerkt und die teilweise bereits schlafende Besatzung mit lauten „Feuer, Feuer“-Rufen geweckt. Umgehend begann man mit Löscharbeiten, konnte aber der rasanten Ausbreitung des Brandes nichts entgegensetzen. Lediglich das Übergreifen der Flammen auf die neben dem Schiff liegenden PD LÖSSNITZ und PD MEISSEN konnte verhindert werden. Die gegen 23:00 Uhr am Hafen Loschwitz eintreffende Feuerwehr löschte das Feuer. Käte Z. wurde im Nachgang wegen Fahrlässigkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt (die Info dazu ist nicht gesichert).
Soweit die Dokumente. Und dennoch hält sich seit damals der zweite Teil der Geschichte hartnäckig im Gedächtnis der Dresdner fest, auch wenn dieser hoch spekulativ und in keiner Weise zu belegen ist: Das Feuer wurde absichtlich durch Brandstiftung gelegt, damit der PD DRESDEN nicht als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert werden konnte. Dazu muss man wissen, dass bereits für den 25.06. (also nur eine Woche nach dem Brand) im Vorfeld eine Besichtigung aller fahrfähigen Dampfschiffe der Weißen Flotte durch die sowj. Militäradministration geplant war. Gemäß Potsdamer Konferenz war jedes Land dazu berechtigt, aus seiner Zone Reparationen zu entnehmen „…soweit sie für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig sind…“. Bekanntermaßen wurde dies durch die sowj. Besatzungsmacht sehr weitreichend angewandt. War also der Termin vorher der Besatzung bereits mitgeteilt worden? Und wenn ja, wer wusste von den Plänen und wer ging das Wagnis ein und riskierte eine u. U. sehr hohe Strafe für sein Handeln? Dies alles klingt doch sehr unwahrscheinlich und lässt sich natürlich heute nicht mehr abschließend klären.
Der Besichtigungstermin der sowj. Administration wurde übrigens nach dem Feuer nochmals auf den 3. Juli 1946 verschoben und endete mit der Beschlagnahme und dem Abtransport von 6 Personendampfern (die 6 jüngsten und modernsten der damaligen Flotte!). Dieses Schicksal blieb, aus welchem Grund auch immer, dem PD DRESDEN erspart.
Gebaut wurde das Schiff 1926 auf der Werft der Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrtsgesellschaft in Dresden-Laubegast. Mit seiner Größe, den großen Panoramafenstern und Salons stellte das Schiff einen völlig neuen Typ, angelehnt an die großen Raddampfer des Rheins, dar. Auch besaß es einen komplett weißen Anstrich – zur damaligen Zeit noch ein absolutes Novum. Als Antrieb dient bis heute eine liegende Zweizylinder-Verbunddampfmaschine mit 300 PS Leistung – erbaut von der Maschinenfabrik und Schiffswerft in Übigau.
Bereits in den ersten Betriebsjahren erfreute sich das neue Schiff großer Beliebtheit. Es wurde vorrangig auf der Strecke Dresden – Herrnskretschen sowie für Konzert- und Abendfahrten eingesetzt.
In den Zeiten des 2. Weltkrieges wurde der PD DRESDEN hauptsächlich für Ausflugsfahrten genesender Soldaten und Lazarettfahrten eingesetzt. Zwar mit einem fleckigen Tarnsanstrich versehen aber dennoch unbeschadet überstand das Schiff so die Kriegswirren und war 1945 im Hafen Loschwittz abgestellt.
Dort ereignete sich dann im Juni 1946 ein Unglück, welches beinahe das Ende für den Dampfer bedeutete. Durch die Unachtsamkeit eines Küchenmädchens, welche eine Ankerlaterne unbeaufsichtigt in ihrer Kabine entzündet hatte, kam das gesamt Schiff in Brand. Der Schaden war immens – ein Wiederaufbau lange Zeit ungewiss.
Erst 1948 ergeht der Beschluss zum Wiederaufbau und am 7.7.1949 erfolgt die feierliche, zweite Jungfernfahrt.



Auch unser PD DRESDEN wurde umfassend saniert und als 1. Schiff zu Pfingsten am 27.05.1993 wieder in Dienst gestellt.
Wünschen wir dem Schiff und seiner Besatzung allzeit gute Fahrt für die nächsten
Die Glocke stammt aus dem Jahr 1863 und soll sich, so die Überlieferung durch einen alten Kapitän, seit 1946 an Bord befinden. Sie wurde vom ehemaligen PD LOSCHWITZ (Bj. 1899) vor dessen Abtransport als Reparationsleistung in die damalige Sowjetunion geborgen.
Ein spannendes Detail der Zeitgeschichte.
Gebaut wurde das Schiff 1895/96 auf der hauseigenen Werft der Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrtsgesellschaft in Dresden-Blasewitz. Nach einer erfolgreichen Probefahrt am Vortag wurde es am 02.05.1896 offiziell übergeben und erhielt den Namen BASTEI. Als Antrieb diente eine im gleichen Jahr von der KETTE-Werft in Übigau erbaute Verbunddampfmaschine mit 140 PS, welche bis heute treu ihren Dienst erfüllt.
Als sog. Glattdeckdampfer war das Schiff ohne größere Veränderungen über dreißig Jahre auf der gesamten Elbstrecke zwischen Mühlberg und Leitmeritz in Fahrt. Einzig 1912 wurde als „Modernisierung“ eine elektrische Anlage nebst Dampfturbine zur Stromerzeugung eingebaut. Die Petroleumlampen, bis dahin einzige Lichtquelle an Bord, hatten ausgedient.
Erst zwischen 1926 und 28 sollte der echte Fortschritt an Bord Einzug halten. Es wurde eine Dampfsteuermaschine nebst Steuerhaus installiert. Ebenso erfolgte dahinter der Aufbau eines Oberdecks, die Gäste konnten nun also auch „oben“ Platz nehmen, und ab 1928 erhielt der BASTEI seinen weißen Anstrich.
Die Kriegsjahre überstand das Schiff unbeschadet und einsatzfähig, allerdings sollte es noch bis 1949 seinen Tarnanstrich behalten. Die Notwendigkeiten der damaligen Zeit waren eben anders gelagert.
1956 erhielt der Dampfer seinen neuen Namen KURORT RATHEN, welcher bis heute Bestand hat.
Auch in DDR-Zeiten wurden fortwährend Modernisierungen und Instandhaltungen am Schiff und an der Maschine durchgeführt, auch wenn diese mit der Zeit zunehmend schwieriger wurden.
1990 war der nun fast 100jährige Kessel nicht mehr zu reparieren. Das Schiff wurde stillgelegt mit ungewisser Zukunft abgestellt.
Allerdings kam dann glücklicherweise alles anders. Durch die Übernahme der Weißen Flotte Dresden und Gründung der Sächsischen Dampfschiffahrt wurden 8 Raddampfer komplett rekonstruiert und teilweise mit neuen Kesseln ausgestattet. Das zweite Leben unserer KURORT RATHEN begann.



Bei mehreren, gleichen Antworten entscheidet das Los.
Doch wie kam der „Dampfer“ dann in seinen neuen Heimathafen Saalburg an der thüringischen Bleilochtalsperre?
17.06.1901 – PD HABSBURG nimmt mit zwei weiteren Dresdner Schiffen an der sog. Kaiserfahrt in Aussig teil. An Bord findet dabei für Kaiser Franz Josef ein Empfang statt
20.09.1909 – Kaiser Wilhelm II. reist an Bord des gleichnamigen Schiffes zusammen mit dem sächs. König Friedrich August III. nach Meißen
1912 fuhr Karl Liebknecht mit seiner Familie an Bord des PD JOHN PENN in die Sächsische Schweiz
03. Juni 1984 – der koreanische Präsident Kim Il Sung fährt im Rahmen seines Staatsbesuches mit dem PD DRESDEN. Er ist vom Schiff derartig begeistert, dass er später in Pjöngjang eine Kopie davon bauen lässt
01.09.2010 – Bundespräsident Wulff besucht mit einer Delegation Dresden und nutzt dabei den PD KRIPPEN für eine Fahrt von Loschwitz nach Pillnitz
22.08.2011 – die bei den Zwingerfestspielen engagierte Künstlerin Hella von Sinnen nutzt die freie Zeit für eine Fahrt mit dem PD STADT WEHLEN
September 2012 – Bundespräsident Gauck fährt gemeinam mit 200 Diplomaten mit dem PD LEIPZIG nach Meißen, um das dortige St. Afra Gymnasium zu besuchen
12.06.2019 – Till Lindemann, Sänger der Band Rammstein, fährt privat mit dem
14.08.2020 – Dreharbeiten an Bord des PD STADT WEHLEN mit Schlagersänger Olaf Berger
Der letzte, kohlebefeuerte Schaufelraddampfer der Flotte, der PD DIESBAR, steht heute im Mittelpunkt unserer Schätzfrage. Schätzen Sie mal, wie viele Schaufeln an Bord des Schiffes zu finden sind.


Weitere Luftangriffe im März und April auf Dresden und seine Vororte brachten auch dem als Küchenschiff im Hafen Pieschen liegenden PD HERRNSKRETSCHEN den Untergang.
Aus den Arbeitszeitnachweisen März/April von 13 Kapitänen sind deren Dienste nachträglich ersichtlich. Sie führten u.a. Zubringerfahrten von Arbeitskräften einiger städt. Rüstungsbetriebe aus. Neben Munitionstransporten und Truppenverlagerungen deutscher Soldaten nach Aussig und Leitmeritz fuhr auch eine Einheit der auf deutscher Seite kämpfenden, ukrainischen Armee des Generals A.Wlassow nach Bodenbach. Dies geschah mit dem PD KRIPPEN unter Kpt. Stelle. Ab Bodenbach versuchte sich die Gruppe über Hohen Schneeberg und Erzgebirgkamm zur Amerikanischen Armee durchzuschlagen und so vor der Roten Armee zu retten.
Die Bombardierung der Brücke Pirna am 19.April sperrte die durchgehende Schiffahrt nach Böhmen, da allerdings auf beiden Abschnitten Dampfer verblieben konnte weiterhin gefahren werden.
Mit Kriegsende wurde auch der Verkehr der noch im Einsatz befindlichen Schiffe stillgelegt. Doch bereits am 24. Mai 1945 wurden die Fahrten auf einzelnen Teilstrecken wieder aufgenommen. Für die im Dresdner Stadtgebiet zerstörten Elbbrücken wurde der PD DIESBAR in Höhe Diakonoissenkrankenhaus als Elbfähre eingesetzt.