Wussten Sie schon…
dass auch die tschechische Seite nach dem Krieg Dresdner Personendampfer als Reparationsleistung beschlagnahmte? Zwar war die tschechische Republik keine Siegermacht gemäß der Potsdamer Konferenz – man betrachtete dies allerdings als den dem Land zustehenden Anteil aus dem Gesamtvermögen der ursprünglich auf beiden Seiten der Grenze agierenden Sächs.-Böhm. Dampfschiffahrts-AG.
Also überführte man die auf tschechischem Staatsgebiet zum Kriegsende befindlichen 33 Anlegestellen und den im Hafen Decin abgestellten PD LEITMERITZ in Staatseigentum. Zusätzlich fuhr man mit Schlepperhilfe am 25. August 1945 in den Hafen Prossen und holte von dort die abgestellten Personendampfer LOBOSITZ, SALESEL, AUSSIG, BODENBACH und SCHMILKA.

Letztere Aktion führte zu großen, diplomatischen Verwirrungen auf Seite der sowjetischen Besatzungsmacht. Man betrachtete dies als Diebstahl und verfügte anfangs sogar die Rückführung der Schiffe auf sächs. Gebiert. Nach einigen Gesprächen gab man dann allerdings bei und die Dampfer verblieben in Böhmen.
Erst 1948 wurden die beiden PD LOBOSITZ und SCHMILKA nach Dresden zurück gegeben.

Eingesetzt wurden die Dresdner Dampfer unter neuem Namen dann in Prag sowie auf der Elbstrecke zwischen Usti – Decin bis zur Grenze nach Hrensko. Später folgten auch Sonderfahrten nach Sachsen, so nach Bad Schandau, Königstein und Dresden.
Gebaut wurde die schwimmende Jugendherberge 1935 im Autrag des Nationalsozialistischen Lehrerbundes NSLB auf der Hitzlerwerft in Regendburg. Aufgabe des Schiffes war die Unterbringung und Schulbildung von Schulklassen im Rahmen eines mehrtätigen Ausflugs. Die HANS SCHEMM befuhr dazu auf sog. „Deutschlandreisen“ einzelne, achttägige Etappen, bei welchen die Klassen an Bord wohnten und auch dort versorgt wurden. Dazu waren auf dem 31 Meter langen und 4,10 Meter breiten Schiff neben 30 Schlafplätzen auch ein Unterrichtsraum, eine Küche, ein Waschraum etc. untergebracht. Die geringen Abmessungen ergaben sich dabei aus den Schleusenabmessungen zwischen Donau, Rhein, Elbe und Oder.
Bereits im ersten Betriebsjahr 1936 erlebten auf diese Weise über 1000 Schüler auf den 19 Fahrtetappen zweifellos unvergessliche Stunden an Bord. Allerdings stand auch dabei nicht das bloße Erleben von Landschaften und Kultur im Vordergrund – es gab nur den Rahmen für eine nationalsozialistische Gemeinschaftserziehung mit der entsprechenden Indoktrinierung und Gesinnungsbildung ab.
Vor diesem Hintergund sind auch die Fahrten 1938 in das nun an Deutschland angegliederte Österreich (nach Wien) bzw. 1939 nach Tschechien zu betrachten. Bei letzterer Reise lag das Schiff mehrere Tage in Aussig, damit auch die „Jungen und Mädchen aus den nun befreiten Sudetengebieten dieses kennenlernen können“. Und so war jede Fahrt auch leider immer eine politische Demonstration.
Trotz großem Zuspruch blieb das Schulheimschiff HANS SCHEMM ein Einzelstück. 1941 wurden die Fahrten kriegsbedingt eingestellt, da die Gefahr von Luftangriffen nicht mehr ignoriert werden konnte. Mit Ende des Krieges lag das Schiff in Hamburg. Ein weiteres Schicksal ist aktuell nicht bekannt – es soll der Rumpf allerdings wohl noch existieren.
Erstmals war diese Relation im Jahr 1935 im Fahrplan angegeben. Gefahren wurde als sog. Eilfahrt, wobei nur an den größeren UNterwegsstationen Radebeul, Meissen, Diesbar, Riesa, Strehla, Mühlberg, Belgern, Torgau, Wittenberg und Coswig gehalten wurde. Die Endstation lag dann am Dessauer Kornhaus in 203 km Entfernung vom heimatlichen Terassenufer.
Am nächsten Tag wurde von Dessau aus eine Strecke bergwärts bis zur Lutherstadt Wittenberg befahren (7:30 Uhr ab und 12:00 Uhr an ), dann wieder retour nach Dessau (12:30 Uhr ab und 15:30 Uhr an) und als zweite Fahrt des Tages dann in Wittenberg übernachtet (16:00 Uhr ab und 20:30 Uhr an).
Angeboten wurde diese Strecke bis 1937 und, nach dem Krieg, im Jahr 1946 noch einmal.
Die Weisse Flotte Sachsen hat allerdings keinen Zuwachs erhalten. Aber die in Decin ansässige „Labská Plavební Společnost“ hat sich in Bremen den historischen Raddampfer WESERSTOLZ gekauft und diesen nach Tschechien überführt. Im Grunde, neudeutsch betrachtet, ein sogenannter Re-Import, denn der WESERSTOLZ wurde 1949 in Prag als PD LABE in Dienst gestellt und kehrt damit in seine alte Heimat zurück.
Nachdem der LABE 1986 in Prag außer Fahrt ging und über 10 Jahre abgestellt in Smichov lag wurde das Schiff 1998 an die Weser nach Minden verkauft. Dort wurde der LABE durch eine ABM-Maßnahme von Langzeitarbeitslosen und Jugendlichen umfassend saniert und neu aufgebaut.
Später als WAPPEN VON MINDEN und als WESERSTOLZ wieder in Fahrt kehrt der Dampfer nun in seine alte Heimat zurück und wird zukünftig als PD LABE-ELBE in Betrieb stehen.


und natürlich wussten viele die Lösung auf unsere Adventsfrage vom 04.12. – „Wieviele Luxusmotorschiffe gab es bei der Weißen Flotte Dresden?“
Kleine Hilfe – es ging nur 3 Jahre „bis dort runter“…
Entwickelt wurden die Schiffe im Jahr 1928 auf Initiative des damaligen CSPL-Direktors Frantisek Fiser; die konstruktive Umsetzung legte man in die Hände des erfahrenen Ingenieurs Otakar Neudörfl. Man wollte damit der langsam älter werdenden Flotte an Seitenrad-Dampfschleppern eine morderne Alternative bieten. Beim Antrieb griff man auf das bewährte Schaufelrad zurück, welches aber, um eine gewisse Schiffsbreite nicht zu überschreiten, ans Heck wanderte. Auch die Abmessungen richteten sich nach den Bedingungen der kanalisierten Elbe und Moldau. Die Schlepper waren rund 58 Meter lang und 9 Meter breit.
Gebaut wurden 4 Schiffe zwischen 1931 und 1939 und 8 weitere nach dem Krieg zwischen 1951 und 1958
Der Einsatz erfolgte auf der gesamten Elbstrecke zwischen Hamburg und Tschechien als Schlepper bzw. als Vorspann vor größeren Schubschiffseinheiten.
Mit der politischen Wende und dem Rückgang der Transportleistungen kam auch für diese Oldtimer größtenteils das Aus. HRS SUMAVA und HRS LIPNO (heute TYRS) wurden umgebaut und sind heute als Fahrgast- und Eventschiff unterwegs.
Der HRS JESENIKY wurde Museumsschiff in Berlin. Nur der HRS BESKYDY steht, mittlerweile als nationales, technisches Denkmal, noch im Schleppdienst.
Alle anderen Einheiten sind bereits nicht mehr unter uns.
Damit lag erstmals der fundierte Bericht eines Augenzeugen vor. Sie waren also doch nicht gesunken.
Der Dampfer war nach seiner Leningrader Zeit dorthin verbracht wurden und befand sich offenbar im Personenverkehr. In Dienst blieb er, nach russischen Angaben, bis September 1962. Nach einem Kesselschaden wurde er abgestellt und später verschrottet.
Der Punkt, dass damit der PD STADT WEHLEN rund 3300 Kilometer entfernt von seinem ehemaligen Bauort zum Einsatz kam lässt einen dennoch nur ungläubig staunend zurück.

PD KRIPPEN Baujahr 1912

Bei den beschlagnahmten Fahrzeugen handelt es sich um die 6 größten, jüngsten und leistungsfähigsten Schiffe der Flotte. Wir erinnern uns – die beiden größten Salondampfer DRESDEN und LEIPZIG waren zu diesem Zeitpunkt zerstört und nicht einsetzbar.
An einer Werft in Stettin endete die Fahrt vorerst, die letzten, deutschen Besatzungsmitglieder musterten ab und kehrten nach Dresden zurück. Ab diesem Zeitpunkt endeten die weiteren Informationen zur Fahrt und zum Verbleib oder gar Einsatz der Personendampfer. Lange hielt sich unter Schiffern und Experten die Aussage, dass auf Grund der Bauform und der ständigen Belastung auf den Schiffskörper bei der Fahrt über die Ostsee vermutlich alle gesunken seien.
Gemäß den archivarisch nachprüfbaren Fakten geht das Feuer auf die Unachtsamkeit der Küchenangestellten Käte Z. zurück. Diese war am Abend des 18.06.1946 mit 6 weiteren Besatzungsmitgliedern an Bord des Dampfers DRESDEN. In der Mädchenkajüte, welche sie mit einer weiteren Küchenhilfe teilte, entzündete sie zwei sog. Bunkerlichte und stellte diese auf einem Reisekorb ab. Da kurz vor 22:00 Uhr noch Besuch für sie erschien, verließ sie die Kajüte wieder. Wenige Minuten später wurde die nun brennende Kajüte bemerkt und die teilweise bereits schlafende Besatzung mit lauten „Feuer, Feuer“-Rufen geweckt. Umgehend begann man mit Löscharbeiten, konnte aber der rasanten Ausbreitung des Brandes nichts entgegensetzen. Lediglich das Übergreifen der Flammen auf die neben dem Schiff liegenden PD LÖSSNITZ und PD MEISSEN konnte verhindert werden. Die gegen 23:00 Uhr am Hafen Loschwitz eintreffende Feuerwehr löschte das Feuer. Käte Z. wurde im Nachgang wegen Fahrlässigkeit zu einem Jahr Gefängnis verurteilt (die Info dazu ist nicht gesichert).
Soweit die Dokumente. Und dennoch hält sich seit damals der zweite Teil der Geschichte hartnäckig im Gedächtnis der Dresdner fest, auch wenn dieser hoch spekulativ und in keiner Weise zu belegen ist: Das Feuer wurde absichtlich durch Brandstiftung gelegt, damit der PD DRESDEN nicht als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert werden konnte. Dazu muss man wissen, dass bereits für den 25.06. (also nur eine Woche nach dem Brand) im Vorfeld eine Besichtigung aller fahrfähigen Dampfschiffe der Weißen Flotte durch die sowj. Militäradministration geplant war. Gemäß Potsdamer Konferenz war jedes Land dazu berechtigt, aus seiner Zone Reparationen zu entnehmen „…soweit sie für die deutsche Friedenswirtschaft unnötig sind…“. Bekanntermaßen wurde dies durch die sowj. Besatzungsmacht sehr weitreichend angewandt. War also der Termin vorher der Besatzung bereits mitgeteilt worden? Und wenn ja, wer wusste von den Plänen und wer ging das Wagnis ein und riskierte eine u. U. sehr hohe Strafe für sein Handeln? Dies alles klingt doch sehr unwahrscheinlich und lässt sich natürlich heute nicht mehr abschließend klären.
Der Besichtigungstermin der sowj. Administration wurde übrigens nach dem Feuer nochmals auf den 3. Juli 1946 verschoben und endete mit der Beschlagnahme und dem Abtransport von 6 Personendampfern (die 6 jüngsten und modernsten der damaligen Flotte!). Dieses Schicksal blieb, aus welchem Grund auch immer, dem PD DRESDEN erspart.